Ein faules Versprechen für verfaultes Gemüse

■ Kaum eine Firma hat Schadensersatz für Folgen des letzten Streiks in Frankreich bekommen

Berlin (taz) – „Fast alle Unternehmen warten bis heute vergeblich auf Schadensersatz“, faßt der Bundesverband für Güterfernverkehr die Erfahrungen mit dem Fernfahrerstreik im vergangenen Jahr zusammen. Damals hatte die Regierung in Paris versprochen, Geld für vergammelte Salatköpfe und tagelange Wartezeiten zu zahlen. Europaweit stellten 2.012 Fimen einen Antrag. Doch nur 700 Gesuche wurden bisher bearbeitet – und fast alle abgelehnt. In Deutschland hat nicht ein einziges Unternehmen Geld gesehen. Allein der Obst- und Gemüsehandel rechnet mit einem Verlust von über fünf Millionen Mark.

In Brüssel fanden die Transporteure dafür mehr Gehör: Die EU- Kommission arbeitet zur Zeit an einer Schadensersatz-Richtlinie. Diese soll Regierungen verpflichten, rechtswidrige Straßenblockaden aufzulösen – oder aber zu zahlen.

Einige spanische Gemüse- und Obstexporteure haben bereits vorige Woche Konsequenzen aus dem drohenden Streik gezogen. „Seit Dienstag haben die ersten ihre Fahrten nach Deutschland eingestellt“, berichtet Michael Krebs, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Fruchthandelsunternehmen. Ein Ausweichen auf Schiffe über Italien ist nicht möglich – die Fahrt für verderbliche Ware dauert zu lange, und es gibt nicht genügend Kapazitäten. Auch die Güterzüge sind ausgelastet, sagt Maria Lahaye von Kombiverkehr in Frankfurt. Möglicherweise werden Eisbergsalate, Tomaten und Zitrusfrüchte bald teurer. VW-Sprecher Hans-Peter Blechinger räumt ein: „Extremsituationen wie Streiks sind die Achillesverse der Just-in-time- Produktion.“ Doch auf längere Sicht rechne sich der Verzicht auf Lagerhaltung trotzdem. Beim Streik vor einem Jahr in Frankreich sei man „mit weniger als einem blauen Auge davongekommen“. Als aber im Winter die spanischen Lkw-Fahrer im Ausstand waren, mußten sechs Schichten in Wolfsburg ausfallen. aje