Nachspiel für Castor

■ Polizei hielt Demonstranten vier Tage in Gewahrsam. Gestern 58 Verhaftungen

Der umstrittene Castor-Transport aus dem AKW Krümmel ging gestern trotz tagelanger Proteste auf die Schiene in Richtung WAA Sellafield. Seit dem Wochenende hatten rund 200 AtomkraftgegnerInnen ein Anti-AKW-Camp in Geesthacht eingerichtet. 600 Polizisten waren während der vergangenen Tage im Einsatz.

Bei mehreren Schienenblockaden nahm die Polizei 73 Menschen fest, davon alleine 58 gestern in den frühen Morgenstunden. Die Demonstranten hatten sich auf die Schienen gesetzt, um einer Lok die Zufahrt auf das AKW-Gelände zu versperren. Die Polizei nahm alle 58 Personen bis zum Nachmittag in „Verhinderungsgewahrsam“, bis der Castor-Transport Hamburg passiert hatte. In Bergedorf versuchten nochmals mehr als einhundert Demonstranten, den Transport aufzuhalten, wurden jedoch durch ein massives Polizeiaufgebot daran gehindert.

Zwei Demonstranten saßen von Sonnabend bis gestern nachmittag im Gefängnis. Einer der beiden hatte nach Darstellung seiner Anwältin vor Gericht erklärt, sich nicht an weiteren Aktionen zu beteiligen. Es sei „eine Unglaublichkeit“, so die Anwältin, daß ihr Mandant trotz dieser Erklärung vier Tage lang festgehalten wurde. „Das wird noch ein Nachspiel haben“, kündigte sie die Prüfung juristischer Schritte gegen diese Entscheidung an.

Die Polizei berief sich unterdessen auf ein Demonstrationsverbot. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte mit einer „Allgemeinverfügung“Versammlungen auf Bahngleisen zwischen dem Atommeiler und der Hamburger Landesgrenze für die Zeit von Freitag bis zum gestrigen Dienstag verboten.

Das Verwaltungsgericht Schleswig bestätigte am Montag das Verbot. Begründung: Die Anweisung sei „verhältnismäßig“. Angesichts der „Vorfälle“bei Anti-Castor-Aktionen in Krümmel Ende September habe der Kreis zu Recht angenommen, daß bei Demonstrationen auf den Gleisen oder in unmittelbarer Nähe eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“zu befürchten sei. Achim Fischer