CDU im Beirat Mitte gegen Castor

■ Bürgerantrag gegen Atomtransporte einstimmig angenommen

In der Beiratssitzung des Ortsamtes Mitte schäumten am Montag abend die Gemüter. 80 BewohnerInnen des Quartiers hatten einen Antrag eingebracht, nachdem der Beirat den Bremer Senat auffordert, Verhandlungen mit der Bundesregierung und der Deutschen Bahn AG aufzunehmen, keine Atomtransporte mehr durch Bremer Gebiet zu schleusen. „Wir werden gegen den Antrag stimmen“, kündigte Beirat Walter Liesmann (CDU) an und löste damit eine von heißen Gefühlen getragene Diskussion aus. Am Ende entschied sich auch Atombefürworter Liesmann gegen Atommülltransporte.

Eigentlich wollte Ortsamtsleiter Robert Bücking gar nicht ausschweifend über den Bürgerantrag diskutieren lassen. Doch dann meldete sich Walter Liesmann von der CDU: „Wer Atomstrom will, muß auch die Transsporte wollen. Mit einem Transportstop wollen Sie doch nur die Atomindustrie zum Ausstieg aus der Atomernergie zwingen“, warf der CDU-Mann den VertreterInnen des Bürgerantrages vor. Autos, so argumentierte Liesmann, würden auch nicht verboten, obwohl jährlich tausende von Menschen bei Unfällen ums Leben kämen. „Man muß einfach mit einem gewissen Risiko leben können“, war Liesmann am Anfang der Diskussion noch überzeugt.

Auch der Hinweis auf seine Parteikollegin Petra Roth stimmte Liesmann nicht um. Die Frankfurter Oberbürgermeisterin hatte durch Verhandlungen mit der Deutschen Bahn erreicht, daß keine Atomtransporte mehr über Frankfurter Stadtgebiet geführt werden. Die Gefährdung der Bevölkerung sei unkalkulierbar, so Roth.

„Setzen Sie ein politisches Zeichen“, forderten die AtomkraftgegenerInnen. Erst als SPD-Beiräte Liesmann darauf hinwiesen, daß sich die CDU im Beirat Mitte vor einigen Jahren schon einmal gegen Atomtransporte ausgesprochen habe, schwankte Liesmann. Er fiel, nachdem SPD-Beirat Schröder von Hilfstransporten in die Ukraine berichtete. „Wir bringen Hilfsgüter in Dörfer, die 300 Kilometer von Tschernobyl entfernt sind. Mit 53 Jahren müssen dort viele Menschen wegen Strahlungsschäden pensoniert werden. Kinder werden verkrüppelt geboren.“Unter dem Beifall des Publikums stimmte jetzt auch die CDU für den Bürgerantrag.

Gleichlautende Anträge werden in alle Ortsbeiräte eingebracht, durch die Atomtransporte führen. Der Beirat Mitte bittet alle betroffenen Nachbarbezirke, die Anträge zu unterstützen. schuh