■ Vorschlag
: Vokale Tradition – Ando Drom im Pfefferberg

Spätestens seit der Implosion des früheren Ostblocks boomt die traditionelle Musik Südosteuropas auch im Westen. Und das ist, neben den notorischen Frauenchören aus Bulgarien, häufig genug Zigeunermusik. Zumindest im Bereich der Musik ist ja die Bezeichnung „Zigeuner“ alles andere als eine Schmähung, vielmehr ein Markenzeichen für Virtuosität, Kunst der individuellen Ausschmückung und gefühlvollen Präsentation.

In Ungarn ist die Musik mit dem Zigeuner-Prädikat fast unentwirrbar mit der dortigen Folklore verwoben. Allerdings gibt es einen beträchtlichen Unterschied zwischen ungarischer Instrumentalmusik, die von Zigeuner-Musikern in Kaffeehäusern und Restaurants für ein gemischtes Publikum auf Bestellung gespielt wird und der tranditionellen Roma-Musik, die herkömmlicherweise nicht über den geschlossenen Kreis der Roma-Gesellschaften hinausdrang, und in deren Mittelpunkt der erzählende Gesang steht. Ein Stück „oral history“. Begleitet wird die Stimme dabei von Alltagsutensilien wie Milchkannen, Töpfen und Kochlöffeln, die als Rhythmusinstrumente eingesetzt werden. Und mit dem „Mundbaß“ werden die fehlenden Instrumente imitiert. „Richtige“ Instrumente wie Mandoline und Gitarre sind erst in jüngerer Zeit dazugekommen.

Ando Drom aus Budapest zählen zu den namhaftesten Roma- Ensembles des Landes. Anfang der achtziger Jahre aus einem Sommercamp für Roma-Kinder entstanden, gehören einige der Musiker schon seit Kindesbeinen der Gruppe an. Die fünfköpfige Formation um Jenö Zsigó, dem langjährigen Leiter, verbindet die vokale Tradition mit einer zeitgemäßen Ausdrucksform, die sich nicht in Klischees verfängt. Die Verkörperung dieses Prinzips findet sich in der markanten Stimme der Sängerin Mitsou wieder, die den altüberlieferten Liedthemen Relevanz und Gefühl einhaucht. Neben reinen Tanzstücken sind das oft tragische Balladen, die von Liebesleid, Eifersucht und Trennungsschmerz handeln – ewige Themen halt, eindringlich emotional, aber ohne falsche Süßlichkeit vorgetragen. Mit ihrem ersten jüngst in Deutschland erschienenen Album „Phari Mamo“ im Gepäck, dürften sich Ando Drom auch hier rasch eine eigene, kleine Fangemeinde erspielen. Daniel Bax

Heute ab 21 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Mitte