■ Querspalte
: Männer, Fahrten, Abenteuer

Bahnfahren ist super. So ähnlich wie Trampen. Nie weiß man, wann man ankommt und was einen auf der Reise erwartet. Was ganz ausdrücklich nicht als Kritik an der Bundesbahn verstanden werden sollte! Wenn man jedenfalls rausguckt, auf dem Weg von Berlin nach Leipzig, stehen da Rätsel rum. Auf dem Bahnhof Schönefeld beispielsweise eine schwarzlederne Tasche ganz allein mit einer Bombe bestimmt drin. Wenig später: ein weißes Minifahrrad. Dann: ein Auto. Oder: eine Zeitung im Gang. Das ist die Jüterboger Regionalausgabe der Märkischen Allgemeinen.

„Übrigens sollte man gegenwärtig nicht die Abkürzung von der Zinnaer- zur Straße am Zinnaer Tor in Jüterbog über den Hof der BHG wählen“, heißt es da. Denn „daraus könnte leicht eine Verlängerung werden. Das Tor ist zu. Wäre es offen, könnte man leicht in eine Baugrube fallen (dann bitte lieber gleich über den Wursthof pilgern).“ Das ist Zen, würde ich sagen. Deshalb kann man dann lange darüber nachdenken, was diese Dinge denn alle miteinander kombiniert so bedeuten und ob die Bedeutungen, die man sich ausdenkt, auch Sinn für einen selber machen und auch: was die anderen Zuggäste damit zu tun haben.

Dann bleibt der Zug plötzlich stehen. In „Zahna“, weil das so interessant klingt und weil grad von „Verlängerungen“ die Rede war, brennt es irgendwo auf der Strecke, wie der gemütlich-sympathische Lokführer erzählt. Das sind ja Zustände hier! Auch die Zugbegleiterin sieht sehr nett aus. Skatkarten haben sie leider nicht dabei.

Zwei Stunden hat der Zug schließlich Verspätung; ein Stundenmittel von 30 km/h erreicht, ach was Verspätung, zwei Stunden mehr Spaß als sonstenhalber. Die sächsischen Fahrgäste nehmen das auch alles sehr entspannt und sächseln lustig in Anführungszeichen auf dem Bahnsteig in Bitterfeld. Belogen und betrogen und kleingehalten hat man uns, und dafür sind wir nicht auf die Straße gegangen. Keine Ahnung, wie man das auf sächsisch schreibt. Detelf Kuhlbrodt