Saunakartell läßt Treuhandnachfolgerin schwitzen

■ BvS entläßt einen der Korruption verdächtigten Manager. Seit 1994 ermittelt der Staatsanwalt

Berlin (taz/AFP) – Die Treuhandnachfolgerin BvS hat den seit Jahren unter Korruptionsverdacht stehenden Geschäftsführer ihrer Bitterfelder Vermögensverwaltung (BVV) fristlos entlassen. Der BVV-Chef Hans-Dieter Raschke hatte am Vortag seine Beteiligung an einer Firma gestanden, die die Rechnungsführung für die BVV abwickelt. Wenn Auftraggeber und -nehmer identisch sind, sind überhöhte Rechnungen wahrscheinlich. Ob den SteuerzahlerInnen jedoch tatsächlich ein Schaden entstanden ist, sei noch unklar, sagte BvS-Sprecher Siegfried Keiluweit gestern. „Auf jeden Fall ist aber keine Vertrauensbasis mehr da“.

Die Staatsanwaltschaft in Halle ermittelt unterdessen weiter gegen Raschke wegen Korruption. Sie untersucht ein Saunakartell – eine Männerrunde, die beim Schwitzen die Umverteilung öffentlicher Gelder zu ihren Gunsten beschlossen haben soll. Raschke war einer von ihnen. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den bisherigen BVV-Geschäftsführer, für Subventionsbetrug verantwortlich zu sein und Schmiergeldzahlungen von Auftragnehmern gefordert zu haben. Zu Lasten der Steuerzahler sollen Aufträge bis zu 1.720 Prozent über dem günstigsten Angebot vergeben worden sein, so etwa für die Umweltsanierung der Chemieregion um Bitterfeld.

Wie hoch der Verlust für die öffentlichen Kassen ist, wollte Keiluweit gestern nicht abschätzen. Das Geschäftsvolumen für die chemische Entsorgung habe 25 Millionen Mark betragen, sämtliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in diesem Bereich seien mit 500 Millionen Mark veranschlagt. „Wenn es einen Schaden gibt, dann beträgt er einen Bruchteil dieser Summen“, so Keiluweit.

BvS-Vorstandsmitglied Peter Breitenstein räumte gestern ein, man hätte sich vielleicht früher von Raschke trennen sollen. Erste Hinweise auf seine Vorteilnahme habe es schon Ende 1994 gegeben – interne Ermittlungen hätten aber zu keinem Ergebnis geführt. Im April 1995 habe die BvS dann Strafanzeige gestellt, um den Staatsanwalt nachforschen zu lassen. Doch auch von dort habe man keine Hinweise erhalten, die den Verdacht belegten. aje