Ausgebreitete Privatgeschichte

■ betr.: „Ein Tod ohne Erklärung“, taz vom 25.10. 97

[...] Unter einem dünnen Deckmäntelchen, wie der korrekten Bezeichnung für Zigeuner und Erklärungen über deren Lebensraum in Europa im Zusammenhnang mit der „Volkszugehörigkeit“ des Täters, wird hinter geschickt gestreuten Zitatbrocken und klebrigen Spekulationen das Bild der klugen Frau Reemtsma gezeichnet, die dem ungebildeten Tier Asmet S. in die Arme läuft. Da wird wilder Sex vermutet und von „einem seltsamen Lächeln“ gedräut, das Kathrin Reemtsma kurz vor ihrem Tod getragen haben soll. Beim Lesen verliert man fast aus den Augen, daß diese Liebesbeziehung immerhin lange bestand und zwei Kinder hervorbrachte, also eine ganze Familie betrifft.

[...] Warum wird diese Privatgeschichte überhaupt ausgebreitet? Die unverschämte Unterstellung, daß die Familie des Mannes ebenso wie er selbst den großen Reichtum einer Reemtsma ausnutzen wollte, legt einen der Gründe nahe: Frau Bollmann ist es nämlich, die der Name Reemtsma hier am meisten von allen interessiert.

Vielleicht lag ihr auch etwas an der uralten Leier von „Männergewalt gegen Frauen in ihrer extremsten Form“.

Der letzte kurze und sorgfältig abgesetzte Absatz des Berichts aber ist ungeheuerlich. Daß Herr Alfred Erdölli, der da zitiert wird und der Asmet S. persönlich nicht leiden kann, auch zum Volk der Roma gehört, macht seine plakativen Aussagen über osteuropäische Zigeuner mit Messern nicht kompetenter. Aber das unkommentierte (!) Zitat paßt trefflich in B.B.s Konzept, jemanden vorzuschieben, der ausspricht, was sie denkt. Da steht: Kathrin Reemtsma „kämpfte für ein Volk ... und dieses Volk bringt sie um.“

So ein Blödsinn in der taz. Seit wann sind wir denn wieder da angekommen, daß ein ganzes Volk für die Taten eines einzelnenn gradestehen muß, Frau Bollmann? Bettina Munk, Berlin