■ Reisebuch
: Samoa & Co.

Wo Südsee drin ist, muß auch eine Palme drauf sein. Nur auf dem Cover folgt das von Stefan Gabel herausgegebene Express-Reisehandbuch „Südpazifische Inseln: Fidschi, Tonga, Cook-Inseln, West-Samoa“ den gängigen Klischees. Denn die einführenden Beiträge der verschiedenen Autoren zeichnen neben den üblichen landeskundlichen Informationen ein differenziertes und unverklärtes Bild des heutigen Polynesien. Besonders gelungen sind die Abschnitte über südpazifische Kunst, Literatur und Musik der Gegenwart. Sie kommen ohne die folkloristische Perspektive vieler Reiseführer aus, die Kunsthandwerk als potentielle Souvernirs oder Kuriosität darstellen. Statt dessen schildern sie die Schwierigkeiten einer Kultur, die den Extremen gelebte Tradition und Imitation des Westens zu entkommen sucht.

Die Reisetips von A–Z sind gut recherchiert. Vor allem die Flugverbindungen in die Südsee und zwischen den Inseln sind übersichtlich geordnet und komplett mit aktuellen Preisen versehen. Zum „Surfen, ohne naß zu werden“, lädt eine Liste von Internetadressen im World Wide Web ein, die weitere Reiseinfos über die Südsee bieten.

In prägnanten, informativen Abschnitten folgen Beschreibungen der wichtigsten Reiseziele in den vier Inselstaaten, Kurzinformationen zu Amerikanisch-Samoa, Kiribati, Mikronesien, Niue, den Salomon-Inseln, Tuvalu und Vanuatu finden sich am Ende des Buchs. Symbole neben dem Text erleichtern das schnelle Durchblättern auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten, Verkehrsmitteln und Wassersport- oder Wandermöglichkeiten. Anekdoten aus dem Alltag der Menschen, die das Bild des Insellebens abrunden könnten, fehlen jedoch.

Zu kurz gekommen ist leider auch die Beschreibung der Unterkünfte auf den verschiedenen Inseln. Sie beschränkt sich bis auf wenige Ausnahmen auf Telefonnummer und Preiskategorie. Wer nicht bereits in Deutschland gebucht hat, wird am Flughafen etwas hilflos die wohlklingenden Namen diverser Beach Hotels und Hostels lesen und auf Mundpropaganda zurückgreifen müssen. Da manche Inseln auf Stop-Over-Flügen zwischen Australien/Neuseeland und den USA nur mitten in der Nacht angeflogen werden, könnte das schwierig werden. Detaillierter und größer hätten auch die Übersichtskarten der verschiedenen Inseln ausfallen dürfen. Oft sind keine Unterkünfte eingezeichnet, so daß der Reisende bei der Ankunft erst einmal nachfragen muß, wohin es ihn wohl verschlagen wird, wenn er nicht schon eine Reservierung hat. Ohne diese Nachlässigkeiten wäre es ein sehr gutes Handbuch geworden, so ist es alles in allem ein gelungener Kompromiß, für Insel-Hopper mit viel Zeit ein bißchen zu schmal. Dem normalen Traveller, der die Südsee beispielsweise in einen Australienflug einbaut, hilft es durchaus weiter. Niels Boeing

Stefan Gabel (Hg.): „Express-Reisehandbuch – Südpazifische Inseln“, 432 Seiten, 30 Farbfotos, 10 Karten, 39,80 DM, Mundo-Verlag Köln, 1997