Natürlich mit Gegentor

■ Uefa-Cup: Nach dem zittrigen 4:1 gegen Brügge wartet auf den VfL Bochum nun Ajax

Bochum (taz) – Auf dem langen Weg zum Gewinn des Uefa-Pokals hatte der FC Schalke 04 im letzten Jahr Trabzonspor und den FC Brügge besiegt. Auf dem Weg in die dritte Runde hat der VfL Bochum nach Trabzonspor auch den FC Brügge besiegt. Vergleiche zwischen Blau-Weißen aus Bochum und denen aus Gelsenkirchen seien schon erlaubt, meinte also VfL-Kapitän Dariusz Wosz und ergänzte: „Wenn wir jetzt ein gutes Los bekommen, ist alles möglich – sogar das Finale.“

Während Schalke sich jedoch in der letzten Saison vor allem auf eine kaum überwindbare Abwehr stützen konnte, hat sich der VfL Bochum in seiner ersten Europacup-Kampagne auf hauchdünne, enthusiastisch erkämpfte Wackelsiege spezialisiert. „Ich war schon vorher davon überzeugt, daß wir nicht zu Null spielen“, erklärte Abwehrchef Torsten Kracht lakonisch. Weil Gegentore in Bochum inzwischen als eine Naturplage hingenommen werden, währte der Schock nach dem 1:1-Ausgleich des FC Brügge nur wenige Minuten. Daran änderten auch die Umstände nichts, daß der Treffer „zum wievielten Mal in dieser Saison eigentlich“ (Kracht) nach einer Standardsituation fiel. „Ich habe Sergej Juran deshalb bittere Vorwürfe gemacht“, sagte Trainer Klaus Toppmöller, denn der russische Stürmer hatte den Marokkaner Jbari beim Eckball entgegen der Zuweisung nicht bewacht.

Toppmöller hätte seiner Empörung erneut Luft machen können, als Juran beim Stand von 2:1 den Ball verlor, seinem Gegner nicht folgte, dieser aber nur den Pfosten traf. Obwohl er auch sonst kaum einen Zweikampf gewann, durfte sich der hinterlistige Stürmer trotzdem als einer der Helden des Spiels feiern lassen. Mit Hilfe seiner für jeden Gegner grausamen Körperarbeit hatte Juran den Elfmeter zum 1:0 herausgeholt, das dritte Tor selbst geschossen und beim 4:1 durch Wosz in der Schlußminute die Vorarbeit geleistet.

Auch der Bulgare Georgi Donkov trat nach Wochen im Schmollwinkel mit Stammplatz auf der Tribüne wieder ins Rampenlicht. Zu seinen beiden Toren sicherte er sich noch den Giovanni-Trapattoni-Wanderpreis mit der Feststellung: „Ich musse mache Tore immer spiel.“ Der Wunsch nach häufigeren Einsätzen wird demnächst sicherlich in Erfüllung gehen, der nach Atlético Madrid als Gegner in der nächsten Runde allerdings nicht. Und das von Wosz gewünschte „gute Los“ ist Ajax Amsterdam wohl auch kaum – zumal Schalke im letzten Jahr nicht gegen sie gespielt hat. Christoph Biermann

FC Brügge: Verlinden – Ilic – Addo, De Brul – Deflandre, van der Elst, Borkelmans – Verheyen, Claessens (74. Lembi) – Vermant (77. Verjans), Jbari

Zuschauer: 24.000; Tore: 1:0 Donkov (13./ Foulelfmeter), 1:1 Jbari (37.), 2:1 Donkov (56.), 3:1 Juran (83.), 4:1 Wosz (90.)

VfL Bochum: Gospodarek – Dickhaut, Waldoch, Kracht, Reis (46. Michalke) – Peschel (81. Baluszynski), Sundermann (70. Schreiber), Wosz, Hofmann – Juran, Donkov