Die Girls-Connection

■ Verband Berufstätiger Frauen : Frauen sollen ihre eigenen Seilschaften knüpfen und risikobereiter werden

Am Samstag lud der Verband Berufsttätiger Frauen (dvbf) zu ihrer Jahrstagung nach Bremen. Über 80 Frauen sollten „miteinander ins Geschäft kommen“, so lautete zumindest das Motto der Tagung. Interessant und vielfältig schienen die Kooperationsmöglichkeiten allemal, waren auf der Teilnehmerinnenliste von der Hotelbesitzerin, über die selbständige Musikerin in einem Barockensemble, bis hin zur Eigentümerin eines fischverarbeitenden Unternehmens Vertreterinnen der unterschiedlichsten Branchen und Berufe vertreten. In Vorträgen, praktischen Übungen und Workshops sollten sich die Frauen – auch geschäftlich – näherkommen.

„Der Verband will ein Netzwerk zwischen Frauen vor allem auf regionaler Ebene aufbauen“, sagt Monika Becht, Karriereberaterin und Zweite Vorsitzende des dvbf. „Wenn eine Frau in eine andere Stadt zieht oder sich in einer neuen Branche selbständig machen will, kann sie durch den Verband Ansprechpartnerinnen finden.“Ziel ist der Austausch von Erfahrungen. Durch das Knüpfen von Geschäftskontakten soll natürlich auch das Akquirieren von Aufträgen erleichtert werden. Wichtig sei es, den Mut aufzubringen, Kontakte offensiver unter geschäftlichen Gesichtpunkten anzugehen: „Den Risikomuskel trainieren“, nennt Monika Becht sowas.

Das konnten die Teilnehmerinnen der Tagung live üben. „Networking Quickstep“nannte sich eine Übung, auf deutsch soviel wie „schnelles anbandeln“. Zwei Frauen stellten sich einander vor und machen „small talk“über ihre Arbeit. Bei über 80 Teilnehmerinnen und 40 „Quicksteps“eine äußerst laute Angelegenheit. Schließlich mußten die „Stepperinnen“aus Zeitgründen fast „mit Gewalt“getrennt werden, so intensiv und ernst hatten sich die Trainingsgespräche entwickelt.

Um beruflich erfolgreich zu sein, reichen gute Kontakte oder weibliche Seilschaften allein allerdings nicht aus. Wer Geschäfte machen will, muß mit Geld umgehen können. Vor allen Dingen muß Frauen der Wert der eigenen Arbeit bewußt sein. Verglichen mit Männern haben Frauen genau hier Defizite. Helma Sick, Eigentümerin eines Finanzberatungsunternehmens für Frauen aus München, stellte fest: „Geld ist für Frauen traditionell ein Tabu-Thema. Entweder verwaltet der Papi oder der Ehemann das Geld.“Bei Scheidungen haben Frauen oft keinen Überblick, über wieviel wirtschaftliche Ressourcen der gemeinsame Hausstand verfügt. „Ich kann nur allen Frauen raten, sich in die Finanzplanung des Haushalts der Familie oder des ehelichen Betriebes einzumischen“, meint die Unternehmensberaterin.

Ein Großteil der Frauen hat noch immer Hemmungen, finanzielle Ansprüche durchzusetzen, egal ob in einer Gehaltsverhandlung, beim Erbanspruch oder im Scheidungskampf. „Ich erlebe es in Beratungsgesprächen immer wieder, daß Frauen sagen: Ich will nur das was mir wirklich zusteht. Zu schnell sind Frauen bereit, auf berechtigte Ansprüche zu verzichten“, fährt Sick fort. Eine Teilnehmerin: „Ich habe jahrelang im Unternehmen meines Mannes mitgearbeitet, ohne Entlohnung. Nach langer Zeit habe ich ein eigenes Gehalt gefordert. Jetzt erst fühle ich mich als Chefin“.

Am häufigsten zu Wort meldete sich übrigens – wie sollte es anders sein – der einzige männliche Teilnehmer der Tagung. Der war allerdings nur ein Männlein: das Baby einer Unternehmerin.

G.F./schuh