■ Das Säugetierpenis-Museum von Reykjavik und seine komplette Redur-Sammlung
: Eingefrorenes von freundlichen Privatpersonen

Auf Island gibt es drei Sammler von Säugetierpenissen. Ein Sammler kommt also auf 80.000 Einwohner, womit Island die höchste Penissammlerdichte der Welt aufweist. Ende August öffnete in der Hauptstadt Reykjavik das erste Säugetierpenis-Museum der Welt seine Pforten. Wir sprachen mit Sigurdur Hjartarson, dem Direktor der „Redur“-Sammlung.

taz: Wie wurden Sie zum Pennissammler?

Sigurdur Hjartarson: Es begann 1974. Mit einem Bullenpenis. Ich lebte in dieser Zeit in Akranes in Westisland, wo in jenen Jahren noch Walfang betrieben wurde. Ich war dort Schulleiter. Einige der Lehrer arbeiteten während der Sommerferien in der Walfangstation. Sie brachten mir einige Walpenisse mit. Die meisten, die ich hier im Museum habe, stammen allerdings von gestrandeten Tieren.

Die Penisse wurden abgetrennt?

Normalerweise liegt er im Körper und kommt nur heraus, wenn er mit Blut gefüllt ist. Wenn das Tier aber tot ist, erschlafft ein spezieller Muskel, der ihn innen hält.

Wieso haben Sie sich auf dieses Organ spezialisiert? Liegt es vielleicht daran, daß es auf Island viel mehr Vogel- als Säugetierarten gibt? Sie wissen ja sicher, daß Vögel keinen Penis haben ...

Ja, es gibt wirklich nur 32 Arten von Säugetieren hier. So ist es nicht so schwer, eine komplette Sammlung zu bekommen. Mittlerweile habe ich 62 Exemplare von den 32 Spezies. Wenn man anfängt zu sammeln, möchte man die Sammlung auch komplettieren. Es macht einfach Spaß. Na ja, manche Menschen denken auch, der Mann muß doch verrückt sein.

Einige Objekte sind auf Holzschilder montiert. Wie haben sie die Penisse präpariert?

Die Holzschilder habe ich alle selbst gefertigt. Die Penisse sind teilweise in Formaldehyd eingelegt, einige sind einfach getrocknet, flach ausgerollt oder in der Form belassen. Die Formbelassenen sind innen ausgehöhlt. Sie bestehen aus der Haut, die ich mit Salz präpariert habe. Das ist kompliziert und dauert einige Monate.

In den kleinen Gläsern befinden sich die Mäusepenisse.

Ja, der beiden auf Island vorkommenden Mausarten: die Feldmaus und die Hausmaus.

Woher stammen die Mäusepenisse?

Von Privatpersonen. Jemand ruft mich an, und dann friert er das Teil ein und läßt es mir zukommen. Einige werden vom Schlachthaus geschickt, die Haustiere ...

Also zahlen müssen Sie für Ihr Hobby nichts?

Nein, nein. Üblicherweise nicht.

Eine Frage zum Namen des „Redurstofa“-Museums. „Redur“ ist ein altes, kaum mehr gebräuchliches isländisches Wort für Penis. Wieso haben Sie dieses Wort und nicht das gebräuchlichere „tippi“ oder „tittlingur“ genommen?

Eben weil „redur“ nicht mehr benutzt wird. Ich wollte das Wort vor dem Vergessenwerden bewahren.

Ich hörte, daß ein älterer Herr aus Akureyri dem Museum ein persönliches Angebot machte.

Ja, das ist der bekannte Ornithologe Páll Arason. Er wurde am 2. Juni 1915 geboren, ist also 82 Jahre alt und hat mir testamentarisch seinen Penis vermacht. Die Urkunden können Sie hier im Museum sehen. Der Chirurg Pétur Péturson aus Akureyri hat unterzeichnet, daß er die Operation im Falle des Todes vornehmen würde.

Er ist aber noch sehr rüstig?

O ja. – Einige meiner Freunde haben ein gleiches Angebot gemacht. Sie sind aber teilweise viel jünger als ich.

Wie kommt es, daß es drei bekannte Penissammler in Island gibt? Das ist immerhin ein Sammler auf 80.000 Einwohner.

Ja, das stimmt. Ich habe aber als erster angefangen und die Sammling als einziger komplett.

Und was gibt es im Museumsshop des „redurstofa“?

Serviettenhalter, Kugelschreiber, Springseile und vieles andere in Penisform. Selbstgeschnitzt aus isländischem Birkenholz. Das wächst zwar sehr langsam, ist aber um so fester. Interview: Wolfgang Müller