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Die Welt ist so gemein

■ Beim 0:1 gegen die Schlange Leverkusen gibt der wehleidige HSV bloß das Kaninchen

Hamburg (taz) – Lamentieren ist nicht die Sache von Frank Pagelsdorf. Und deshalb machte der Trainer des HSV auch keine Anstalten, das 0:1 gegen Leverkusen schönzureden. „Das war ein absolut selten dämliches Spiel“, analysierte er flott und schob flink die Begründung für die „verdiente“ zweite Heimniederlage am Stück nach: In puncto Cleverneß und Zweikampfverhalten sei Bayer „eine Klasse besser“ gewesen. Einige seiner Spieler waren wie „das Kaninchen vor der Schlange“.

Überhaupt ist bei den Hamburgern eine gewisse Lähmung en vogue. Seit dem angekündigten Wechsel von Salihamidzic zu Bayern München und der drohenden Abwanderung Kmetschs gen Dortmund gibt es beim HSV nur noch ein Thema: die Schlechtigkeit der Welt im allgemeinen und im besonderen die des Berufsfußballs. Angeführt vom Vorstandsvorsitzenden und erzürnten Beckenbauer-Freund Uwe Seeler („Ich warte noch immer auf seinen Anruf“) ergeht sich der Großteil des Vereins in larmoyantem Wehklagen. Tenor: „Die großen Klubs klauen uns die besten Leute und machen alles kaputt.“ Eine unerquickliche Standortdebatte der üblichen Sorte – mit dem hinlänglich bekannten Ausgang.

In diesem Fall: Der HSV hält sich in Rostock schadlos, dort, wo Ex-Hansa-Coach Pagelsdorf genau um die Verhältnisse weiß. Sergej Barbarez ist anvisiert. Aber auch kurzfristig versucht sich der HSV an Innovation. Damit nicht weitere Kicker abhanden kommen, scheint die Vereinsführung die Angestellten angewiesen zu haben, vorerst weniger absatzfördernd zu agieren. Nur im Notfall spektakuläre Aktionen, gelungene Pässe oder andere Finessen, bis sich der Markt wieder beruhigt hat. „Wir haben zugeguckt, wie die Fußball gespielt haben“, umschrieb es Coach Pagelsdorf.

Kollege Christoph Daum mochte dem nicht widersprechen und verwies zum besseren Verständnis auf den „belohnten Lernprozeß“ seiner Mannschaft, „sich immmer wieder innerhalb kurzer Zeit voll und ganz auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren“. Den „finalen Konter“ hatten die Gruppendynamiker des Aus-Versehen- Champions-League-Teilnehmers allerdings nicht setzen können: „Wir haben uns mit Glück über die Zeit gerettet.“ Auch darum gehe es aufwärts – mit Bayer. Der HSV muß sich gedulden. Clemens Gerlach

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