„Ich wünsche Achs- und Beinbruch, wirklich!“

■ Nach dem Streik: Eine längst überfällige Beschimpfung der Gattung des Lastwagenfahrers

Herbert, Ihr könnt wieder in eure Hörsturzmobile steigen. Ausgestreikt! Die Straße hat euch wieder, euch miese kleine Erpresser. 160 Lkw-Blockaden landesweit. Es gab kein Benzin, keine Lammkeule, nicht mal Brie und Camenbert. Dafür Hamsterkäufe satt.

Beim Franzmann habt ihr's mal wieder mit der Axt gebracht, Herbert. Vive le Streik! Habt benzinsabbernd die Barrikaden gestürmt. Ihr wolltet einfach mal wieder die Muckis spielen lassen. 40-Tonner als Argumente. 300.000 wild gewordene Trucker knipsen ein Land aus. Hat doch Laune gemacht, oder? War fast noch schöner als auf der Autobahn rumrußen, Pkw-Fahrer plattmachen und in drei Spuren herkacheln.

Herbert, Ihr nervt uns schon viel zu lange. Eure karnickelartige Vermehrung ist 1985 eskaliert. Seit der EU-Liberalisierung darf jeder „Heinz“, „Helmut“ oder „Kalle“ – eure Vornamen hängen schwer identitätsstiftend im Cockpit – ganz Europa im freien Wettbewerb bedienen. Schwerverkehr total! Wir sind schwer bedient, Herbert! Nur mal zwei Zahlen: In ganzen vier Jahren, von 1991 bis 1995, hat eure „Gesamtfahrleistung“ um 21,7 Prozent zugenommen. „Sprunghafter Anstieg“, „hoch problematisch“, sagt das Umweltbundesamt. Weißt du, was ich sage, Herbert? Ihr seid eine Seuche. Ihr seid dieseldumme kleine Verbrecher. Jeder fünfte aus eurer Lasterkolonne ist überladen.

Europaweite Studien haben gezeigt, daß die meisten Lkw- Ferntransporte „am Rande und außerhalb der Legalität“ laufen. Ihr bescheißt, daß sich die Auspuffrohre biegen, Herbert. Ihr fahrt zu schnell, ihr seid zu schwer, die gesetzlichen Lenkzeiten gehen euch am Arsch vorbei, ihr manipuliert die Fahrtenschreiber, ihr macht einen Höllenlärm, ständige Staus, ruiniert die Straßen, fahrt Kinder und Radler tot, eure Reifen sind abgefahren und noch was, Herbert: Euer Emissionsniveau! Ihr stinkt!

„Der hohe Anteil an Autobahnfahrleistungen von Lkw verursacht aufgrund hoher Geschwindigkeiten und einer dem Wirkungsgrad von Katalysatoren noch nicht entsprechenden Technik hohe Emissionswerte bei Stickoxiden und Ruß.“ Schreibt das Umweltbundesamt. Ihr laßt die Oma röcheln, macht unseren Wald kaputt, Herbert. Herbert, wir hassen euch.

Eine Schwerverkehrsabgabe gehört euch aufgebrummt, daß ihr ins Lenkrad beißt. Weißt du, was los wäre, wenn ihr die Kosten, die ihr Wahnsinnigen anrichtet, selber bezahlen müßtet? All die ramponierten Straßen, Häuser, Kulturdenkmäler, Kinderohren, der entnadelte Tann. Ihr seid nur durch massive Subventionen am Leben zu erhalten. Künstliche Beatmung, Herbert. Ihr hängt an unserem Tropf, stinkt und donnert auf unsere Kosten.

Aber keiner traut sich an euch ran. Die nackte Angst regiert, nicht nur in Frankreich. Fernfahrerstreik, das war wie Erdbeben und Blasenkatarrh. Gezittert haben sie. „Mineralölsteuererhöhung? Guckt euch mal an, was dann bei uns los wäre?“ haben sie gesagt, die Politiker neulich bei einer Podiumsdiskussion.

Herbert, ihr Schweinebacken habt die Macht. Sie lassen euch auf der Autobahn höflich ausscheren, sie nennen euch in debiler Einfalt „Brummis“ oder „Kapitäne der Landstraße“. Schade, der Jospin hätte euch die Anti-Greenpeace- Truppe auf den Hals hetzen sollen! Aber jetzt rollt ihr wieder, macht Stau, Dreck und Krach. Herbert, ich wünsch euch Achs- und Beinbruch! Einen doppelten, ganz ehrlich! Manfred Kriener