Teures Privatvergnügen

■ Möglicherweise wollen die privaten Krankenkassen eine Anhöhung der Beiträge um 5 Prozent verlangen. Kartellamt soll Vorgehen prüfen

Alle klagen über erhöhte Sozialbeiträge, nur eine Gruppe schien bislang ungeschoren davonzukommen: Versicherte der privaten Krankenkassen.

Seit dem Wochenende nun dürfen auch Privatversicherte um stabile Beiträge bangen. Um fünf Prozent wollen die stärksten 50 Versicherungsunternehmen ihre Beiträge erhöhen. Dies jedenfalls hat Friedhelm Ost, wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, gehört. Ost vermutet eine Absprache im großen Stil zwischen den Unternehmen. Ein solches Vorgehen rieche geradezu nach einer unerlaubten Preisabsprache, sagte er am Wochenende in einem Interview.

Von einer generellen Absprache könne nicht die Rede sein, dementierte der Verband der Privatversicherer (PKV). Das Ganze sei eine „Zeitungsente“. Einzelne Unternehmen seien möglicherweise zu Beitragsanpassungen gezwungen, doch diese Erhöhungen seien wegen der privatrechtlich strukturierten Branche mit den Kunden einzeln zu vereinbaren.

Auch einzelne Unternehmen mochten sich gestern nicht konkret zu einer Beitragserhöhung äußern. Von der Barmenia war lediglich zu erfahren, daß die Kosten sich in diesem Jahr „nicht befriedigt entwickelt haben“. Ärzte würden hohe Honorare in Rechnung stellen, um damit möglicherweise die gesunkenen Einnahmen durch die gesetzlich Versicherten zu kompensieren. Das Bundeskartellamt kündigte unterdessen eine Überprüfung der Prämiengestaltung von privaten Versicherungen an. Bislang habe man aber keine Anhaltspunkte dafür, daß die Unternehmen die Beitragssätze im Gleichschritt anheben wollten, sagte eine Kartellamtssprecherin.

Selbständige, Beamte sowie gutverdienende Angestellte können sich privat krankenversichern. Jeder, der ein Bruttojahreseinkommen von mehr als 72.000 Mark bezieht, wird auf Wunsch aus der gesetzlichen Krankenversicherung entlassen. Derzeit sind rund sieben Millionen Menschen bei einer privaten Krankenkasse voll versichert.

Im vergangenen Jahr zeigte sich der Verband mit der Kostenentwicklung zufrieden. Den 52 Mitgliedsunternehmen der Branche flossen knapp 34 Milliarden Mark an Beiträgen zu, denen knapp 25 Milliarden an ausgezahlten Versicherungsleistungen gegenüberstanden. Pro Mitglied, so die Rechnung der PKV, sei im Vergleich zu 1995 ein Kostenanstieg um rund vier Prozent registriert worden. Für dieses Jahr rechnet die Branche mit einem Mitgliederzuwachs, da die Seehoferschen Kostendämpfungsgesetze viele gesetzlich Versicherte vergraulen. taz/dpa/AP