■ Soundcheck
: Paco de Lucia / Barbara Manning

Gehört: Paco de Lucía. Im Grunde ändert sich seit Jahren nur eines an Paco: der Haaransatz. Mit jedem Wiedersehen ist er ein Stückchen weiter nach hinten gerutscht. Alles andere ist gleich, egal, ob der Mann 1967 in Granada, 1977 in San Francisco oder 1997 in Hamburg auftritt: Stolz, stumm und stoisch sitzt er auf der Bühne und läßt die Finger tanzen. Lauscht man seinen Soli mit geschlossenen Augen, ist man sicher, mindestens drei Gitarristen zu hören; öffnet man die Augen und sieht den hageren 50jährigen allein auf seinem Schemel, möchte man vor Ehrfurcht erstarren.

Hier liegt auch das Problem von Lucías Auftritten: Die beeindruckende Präzision seiner Kompositionen und seines Spiels lassen kaum mehr Platz zum Atmen, geschweige denn zur Kommunikation. So waren es Dienstag abend der Flamencotänzer und der grandiose Sänger Duquende, die das Publikum der mehr als ausverkauften Musikhalle zu lautstarken Juchzern animierten. Den Meister muß das nicht irritieren: Perfekt ist auch seine Dramaturgie, die ihn anfangs wie am Ende wieder mitten ins blaue Scheinwerferlicht rückte. ck

Heute abend: Barbara Manning. Vor einem halben Jahrzehnt sprachen alle von Neo-Folk, und sie gehörte dazu. Danach redeten alle von Homerecording, und sie gehörte dazu. Heute philosophieren alle vom Postrock – und, klar, sie gehört dazu. Barbara Manning ist ein Phänomen. Überall ist sie dabei, nie hat sie Potential vollkommen aufgebraucht. Die Dame, die bevorzugt in Blümchenkleidchen auftritt, aber noch alle ihre männlichen Indie-Rock-Kollegen unter den Tisch trinkt, ist eine famose Songwriterin. Und, im Gegensatz zu den meisten ihrer Nachbarn in San Francisco, offen für Soundexperimente.

Auch auf 1212, ihrem aktuellen Matador-Album, finden die Kompositionen auf unkonventionelle Weise ihre melodische Erfüllung. Was nicht verwundert, wenn man weiß, wer mitgewirkt hat: Die symathischen Daddler Joey Burns und John Convertino von Giant Sand waren ebenso an den Aufnahmen beteiligt wie der notorische Gaststar Jim O'Rourke (Smog etc.). Wen Barbara Manning heute mit nach Hamburg bringt, steht in den Sternen. cbu

21 Uhr, Knust