Bündnis für Wohnen

■ Wohnungsverband sieht trotz Bausenator Eugen Wagner Chancen mit Rot-Grün

Ein Wirtschaftsunternehmen streckt „dem Senat die Hand aus“. Um „die soziale Erosion aufzuhalten“, hohe Arbeitslosigkeit und „andere Probleme in Großwohnsiedlungen“abzumildern sowie „die Abwanderung von Hamburger Mietern ins Umland zu vermeiden“, bot der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) gestern dem zeitgleich sich ins Amt hievenden rot-grünen Senat „ein Bündnis für Wohnen, Arbeit und sozialen Frieden“an.

Ziel der 62 Hamburger Wohnungsunternehmen und -genossenschaften (hamburgweit 265.000 Wohnungen) im VNW ist „eine breitere Kooperation zwischen Wirtschaft, Wohnungsbauunternehmen und Politik“, so Verbandsdirektor Joachim Wege. Daß Arbeits-, Ausbildungs- und andere gut gemeinte Bündnisse dieser Tage reihenweise scheitern, schockt ihn keineswegs. Denn mit Rot-Grün in Hamburg, glaubt auch der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Hamburgischer Wohnungsunternehmen, Jens Heiser, gebe es immerhin „Chancen“.

Die 2800 neuen Wohnungen, die die neue Regierung laut Koalitionsvereinbarung jährlich fördern will, entspreche zwar nicht der „Bauleistung der vergangenen Jahre“(5100 Wohnungen pro Jahr), sei aber eine „Mindestleistung“, mit der Heiser „zufrieden“ist. Denn Schuld an der Misere, daß es zuwenig günstigen Wohnraum gibt – zwölf Millionen Wohnberechtigungsscheininhaber müssen sich um die bundesweit 1,5 Millionen Sozialwohnungen kloppen – sei Bonn: „So wie es nach dem Krieg Lebensmittelkarten gab, gibt es heute Berechtigungsscheine.“

Doch auch in Hamburg gebe es genug zu tun: Es müsse endlich „flächensparender und kostengünstiger“gebaut werden; über Wärmedämmung beispielsweise ließen sich Energiekosten senken. Das so eingesparte Geld könne in Arbeitsplätze am Bau investiert werden. Bei vielen Wohnungen aus den 50er Jahren lohne zudem eine Modernisierung nicht mehr. „Da müssen wir auch an Rückbau denken“, sagte Heiser und meinte Abriß. „Ganze Wohnsiedlungen“aber würden nicht gesprengt, beruhigte er.

Eine schallende Ohrfeige fing sich Ewig-Bausenator Eugen Wagner (SPD) mit seiner verfehlten Wohnbelegungspolitik ein: „Soziale Stabilität“dürfe nicht – wie in Neu-Allermöhe-West – erreicht werden, indem öffentlich geförderte Wohnungen nachträglich an Besserverdienende vergeben würden. Soziale und verkehrliche Infrastruktur müsse von Anfang an vorhanden sein. Heike Haarhoff