Es gärt in Santa Fu

■ Drogen, Schulden, und Gewalt – aber keine Insassenvertretung im Knast

„Es läuft wieder der normale Anstaltsbetrieb.“Sabine Westphalen, Sprecherin der Justizbehörde, klingt erleichtert. Rechtzeitig zum gestrigen Amtsantritt von Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) gehen alle Gefangenen wieder ihrer Arbeit nach. Bis gestern mittag hatten 200 Knackis „gestreikt“, weil ihre Bewegungsfreiheit aus Sicherheitsgründen eingeschränkt worden war (taz berichtete gestern).

Seit einer Messerstecherei läßt Anstaltsleiter Jobst Poenighausen die Stationstüren während der täglichen Besuchszeiten schließen, so daß die Gefangenen in diesem Zeitraum die Gruppen- und Freizeiträume nicht mehr benutzen können. Viele Knackis bewerten den Sicherheitsplan als „Sippenhaft“.

Zwar wurde die Arbeitsniederlegung vorläufig gestoppt, doch gärt es weiter in Santa Fu. Für viele Probleme der Gefangenen gibt es keine Lösungen. Beispiel Drogen: Obwohl rund dreißig Prozent der Knackis heroinabhängig sind, sperrt sich vor allem die Anstaltsärztin gegen Methadon-Programme. Der illegale Drogenmarkt im Knast blüht, die daraus resultierenden Schulden, die die „Konsumenten“bei den „Dealern“innerhalb der Anstalt machen, werden immer häufiger mit Gewalt eingetrieben.

Vor allem Häftlinge „aus Osteuropa, die bestens ausgestattet und gewaltbereit“seien, würden „als verlängerter Arm organisierter Kriminalität“in Santa Fu fungieren, analysierte Ex-Justizsenator Wolfgang Hoffmann-Riem kurz vor seiner Amtsniederlegung das Problem. „Es gibt Konzepte, daß die Anstalt einen Teil der Schulden vorstreckt, und die Gefangenen den Betrag anschließend abarbeiten“, weiß ein Anstalts-Bediensteter. Nur würden solche Pläne „in den Schubladen verstauben“.

Auch über eine „Sicherheitskonferenz“, in der Gefangene, Anstalts-leitung und externe Fachleute gemeinsam Strategien gegen Übergriffe entwickeln, werde „zwar nachgedacht“, so der Knast-Mitarbeiter, passieren aber würde nichts. Zur Zeit gibt es in Santa Fu nicht mal eine Insassenvertretung.

Streit gibt es auch um den Blickpunkt, das „Insassenjournal“der Fuhlsbüttler Knackis. Der Druck der neuen, redaktionell fertiggestellten Ausgabe wurde von Poe-nighausen gestoppt, da „die Finanzierung nicht gesichert“sei. Redakteur Jens Stuhlmann beklagt, daß die Blickpunkt-Macher seit Monaten „keinerlei Auskünfte“über die von einem Verein unter Vorsitz von Poenighausen verwalteten Spendengelder für das Blatt erhält. Die Behauptung sei deshalb „nicht überprüfbar“.

Marco Carini