Zukunft ohne alten Hafen?

■ Streit um den Ocean-Park spaltet / Kulturstadtrat Weiß stellt kritische Fragen / Köllmann-Finanzierung nach wie vor offen

„Den alten Hafen zuzuschütten, ist Kulturfrevel!“Ex-Werftarbeiter Ulrich Manhardt brachte die Kritik der Ocean-Park-Skeptiker während einer Podiumsdiskussion von Bündnis 90/Die Grünen im Capitol in Bremerhaven auf einen vielbeklatschten Punkt. Sein „Ocean-Park – Nein danke“reduzierte sich allerdings auf die Verteidigung der Bremerhavener Schiffbauer- und Hafenromantik. Manhardt wörtlich: „Unsere Zukunft ist die Vergangenheit“.

Stadtbaurat Volker Holm verteidigte den Ocean-Park mit den Worten, das sei kein „aufgesetztes wildfremdes Projekt“, vielmehr sei es das Ende eines rund 15jährigen Planungsprozesses der Industriebranche am Alten Hafen. Ähnlich sah das auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Manfred Schramm. Wenngleich noch viele Fragen offen seien, ist für ihn der Ocean-Park eine Chance, das Image von Fishtown zu verbessern und einen Strukturwandel einzuleiten. Seine neue grüne Kernthese: „Man muß privates Kapital irgendwie begrüßen“, stieß auf lautstarkes Murren bei den zahlreich erschienen demZuhörerInnen.

Bei Peter Pletz, dem Magistratmitglied von Bündnis 90/Die Grünen, rief diese Haltung nur Kopfschütteln hervor: „Ich weigere mich, 600 Mio. DM öffentlicher Gelder in ein Projekt zu investieren, das den Beweis der Wirtschaftlichkeit schuldig bleibt!“Ähnlich argumentierte Kulturstadtrat Wolfgang Weiß, der trotz eines grundsätzlichen „Ja“zum Strukturwandel die Frage nach der Beziehung des Projektes zu Bremerhaven stellte. Für ihn kann der Ocean-Park des Entwicklers Jürg Köllmann genausogut in Oberhausen, Oberösterreich und Obervolta gebaut werden.

Damit drückte der parteilose Stadtrat das Unbehagen aus, das auch die meisten ZuhörerInnen äußerten, die zwar grundsätzlich dafür sind, daß in Bremerhaven etwas geschieht, aber bitte im Einklang mit der historischen Entwicklung der Stadt. Das sehen auch SchülerInnen der Geschwister-Scholl-Schule so, die eine Umfrage an ihrer Schule veranstaltet hatten. Von 338 SchülerInnen sagten 17 (5 Prozent), daß sie nach Abschluß der Schule in Bremerhaven bleiben würden, 211 (62 Prozent) wollen Bremerhaven verlassen, weil sie in der Stadt keine berufliche und wirtschaftliche Zukunft sehen. Sie glauben auch, daß der Ocean-Park den finanziellen Ruin der Stadt bedeuten könnte.

Der Geschäftsführer der „Ocean-Park-Entwicklungsgesellschaft“(OPEG), Alfred Lüneburg, räumte ein, „daß es nicht genügend Möglichkeit gibt, das Projekt auszudiskutieren. Das wäre zwar schön, aber es geht nicht, weil Köllmann dies nicht will, der mit 200 Mio. DM in die eigene Tasche langt.“Allerdings muß die Köllmann-Gruppe noch die entscheidende Hürde für die Sicherung der privaten Finanzierung ihres Anteils nehmen. Der Bremer Senat hatte am 15. August festgestellt, er erwarte zum 31.10. eine „grundsätzliche Bereitschaftserklärung eines deutschen Bankenkonsortiums“, die auf ein „dann aktuelles KPMG-Gutachtens zur Wirtschaftlichkeit beider Projekte“gestützt sein sollte. Die Erklärung, die die Köllmann-Gruppe abgeliefert habe, werde bis Ende des Jahres geprüft, erklärt das Bremer Wirtschaftsressort. Auf eine Kleine Anfrage der Grünen mußte der Senat am 11.11. einräumen: „Die von der KPMG „zu erstellende Wirtschaftlichkeits berechnung ist noch nicht fertiggestellt.“Stadtrat Volker Holm stellte klar, daß am 19. und 20. 11. die vorgezogene Bürgeranhörung für den Bebauungsplan stattfinden werde die Ergebnisse der „Design-Phase II“würden aber erst Mitte Dezember vorgestellt, und die Politiker in der Stadtverordnetenversammlung müssen spätestens im Januar über das Projekt entscheiden. Und dann wird es heißen, daran ließ Holm keinen Zweifel, ,Bremerhaven friß oder stirb'. Für ein ,Ja aber', wie es Bündnis 90/Die Grünen gezeigt haben, wird es dann keine Möglichkeit mehr geben. hm