Schule macht gegen Abschiebung mobil

■ Der 15jährige Ibrahim und sein 17jähriger Bruder sollen abgeschoben werden/ Wer die zwei Brüder in Togo aufnehmen soll, ist unklar/ Die Mutter ist tot, und der Vater ist verschwunden

Das Schulzentrum Kornstraße in der Neustadt hängt voller Transparente: „Ibo soll bleiben“ist der Tenor der Schülerproteste. Auch die extra gegründete Schüler-Projektgruppe will nicht locker lassen. Doch jetzt sind alle Rechtsmittel, die eine Abschiebung des 15jährigen Togoers Ibrahim und seines 17jähriger Bruders Abass hätten verhindern können, ausgeschöpft. Eine einstweilige Anordnung, daß die beiden doch noch bleiben können, wurde am 31. Oktober abgelehnt.

„Die Politiker verstecken sich hinter Paragraphen“, sagt Nora aus der 10. Klasse. Die Entäuschung ist den 20 Schülern der Projektgruppe anzumerken. „Beschämend“und „herzlos“findet Paul das Verhalten der Politiker. „Mit der Abschiebung unterstützen die Politiker indirekt auch die Diktatur in Togo. Denn die warten nur auf die Flüchtlinge“, meint er. An Ibrahims Schule hat die drohende Abschiebung eine Welle der Solidarität ausgelöst. Die Abschiebung beschäftigt inzwischen auch Sechstkläßler: „Wir machen was, dabei sind wir nicht mal Bürgermeister“, meint Maria. Und sie wiederholt: „Ibo soll bleiben!“

Doch der Rechtsanwalt der beiden Brüder, Günther Werner, weiß jetzt von keinem Rechtsmittel mehr, das er für die beiden einlegen kann. „Es gibt genug Gründe für Innensenator Borttscheller, die beiden nicht abzuschieben“, sagt Werner. Beide sind minderjährig, Familienmitglieder in Togo sind nicht aufzutreiben. Der Vater wurde verschleppt.

„Wo sollen die beiden in Togo hin?“fragt auch Doris Schiddel, die in der Jugendhilfe des Roten Kreuzes arbeitet. „Auf der Straße leben?“In ihren Augen hilft jetzt nur noch ein Wunder. Selbst Ausländerbeauftragte Dagmar Lill weiß sich nicht mehr zu helfen: „Ich kann nur an den Innensenator appellieren, gerade bei Minderjährigen die Abschiebung unter Einschaltung seines Gewissens genau zu prüfen“. In ihren Augen ist die ungeklärte Aufnahmesituation in Togo ein klarer Hinderungsgrund für die Abschiebung der beiden.

In Togo selbst verschärft sich die Situation für Oppositionelle und rückkehrende Flüchtlinge derzeit offenbar. „Alle, die sich aus Togo melden, sprechen von einer explosiven Stimmung im Land“, berichtet Rechtsanwalt Werner. Seit Anfang November laufe eine Presse-kampagne in Togo, in der auch Flüchtlinge in Bremen mit Namen genannt und für die Diskreditierung der Diktatur verantwortlich gemacht werden.

Am Wochenende wurde zudem der Oppositionsführer Togos, Yawovi Agboyibor, bei einem Übergriff durch ein Messer verletzt, berichtet Udo Kaspar von der Flüchtlingsini in Bremen. Vor vier Wochen erst war der Oppositionelle in Bremen und hatte sich auch mit Innensenator Borttscheller getroffen. Nach den Gesprächen war Agboyibor optimistisch, daß Borttscheller für die schwierige Situation von Oppositionellen in Togo Verständnis haben und die Politik gegenüber Flüchtlingen danach ausrichten werde. „Ich bin ziemlich nervös“, sagt Ibrahim im Kreis der Projektgruppe seiner Schule. Er ist überzeugt, daß ihm Gefahr droht, wenn er nach Togo zurückgeschickt wird. „Es ist immer noch gefährlich für mich in Togo.“Die Schüler haben ihre Motivation noch nicht verloren. „Wenn wir es schaffen, daß Ibrahim nicht abgeschoben wird, dann wird das den anderen Leuten, die auch gehen sollen, genauso helfen“, macht Nora sich und den anderen Mut. Christoph Dowe