Zuviel Köpfen schadet dem Gehirn

■ Erregte Fußball-Diskussion in den USA: Macht Soccer US-Kids krank und doof? Sportmediziner wollen einen Köpf-Helm entwickeln

Fort Worth (dpa) – In Nordamerika spielen immer mehr Kinder Fußball europäischen Stils, der hier Soccer genannt wird. Heute kicken in den USA bereits mehr als zwölf Millionen Kinder zwischen sechs und siebzehn Jahren, sechs Millionen davon sind in Fußballvereinen organisiert. Gleichzeitig aber wird im ganzen Land eine äußerst kontroverse und emotionale Diskussion darüber geführt, ob Soccer nicht eigentlich schädlich für Kinder ist.

Das häufige Köpfen von Bällen könne den Intelligenzquotienten der Kinder vermindern, fand 1996 eine Studie des Florida Institute of Technology heraus. Und Sportmediziner in Ann Arbor (Michigan) wollen sogar einen Helm für die jungen Kicker entwickeln. Das Fehlen einer Schutzkleidung wie beim US-Football führe zu schweren Verletzungen, zu Brüchen, Prellungen und Gehirnerschütterungen, argumentierten aufgebrachte Medien und Eltern.

Der bekannte konservative Radio-Talkmaster Rush Limbaugh organisierte in diesem Sommer auf seinem nationalen Programm über Wochen eine Kampagne gegen Fußball europäischer Art. Besorgte Mütter riefen an und erzählten live ihre Horrorgeschichten von schweren Verletzungen beim Fußball sowie allen möglichen Erkrankungen und Problemen, die ihre Sprößlinge angeblich durch das Spiel erlitten hatten. „Muß Fußball verboten werden?“ fragten sogar manche Blätter recht erregt.

Es gibt jedoch auch beruhigende Stimmen in der ganzen Diskussion. So schrieb das vielgelesene US-Magazin Parents, es sei ungefährlich, ab und zu den Ball auch einmal zu köpfen. Anders als bei den Profis seien die von den Kids verwendeten Bälle leicht und nicht so schnell.

Mediziner, Medien und Fußballfunktionäre scheinen sich nun auf einige Richtlinien geeinigt zu haben, um die leidige Diskussion in den Griff zu bekommen: „Die Spieler sollten nicht jünger als sechs Jahre sein“, schrieb Parents. „Die Kinder müssen im Training und Spiel Wadenschützer unter den Strümpfen tragen. Und Kinder unter zehn Jahren sollten in Spielen möglichst nicht köpfen.“

Der Siegeszug von Soccer in den USA ist durch derartige Diskussionen allerdings wohl nicht aufzuhalten. Immer mehr Schulen führen Fußball europäischen Stils ein, die Jugendliga hat jedes Jahr große Zuwachsraten.