USA rüsten die bosnische Serbenrepublik auf

■ Die serbisch-bosnische Armee soll sich am US-Programm „Train und Equip“ beteiligen. Das fordert Präsidentin Biljana Plavšić. Ihr Militärchef will zwar Waffen, aber keine Ausbildung

Sarajevo (taz) – Daß auch die Armee der Republika Srpska sich an dem militärischen Programm „Train and Equip“ der USA beteiligt, lehnt der Oberkommandierende der serbischen Streitkräfte, General Colić, ab. Dennoch will die Präsidentin der Republika Srpska, Biljana Plavšić, an ihrem Vorschlag vom letzten Dienstag festhalten. Plavšić hatte angekündigt, daß sich die Republika Srpska bedingungslos dem Aufrüstungs- und Ausbildungsprogramm der USA anschließen wolle.

Das Programm „Train and Equip“ war gestartet worden, um die bosnische Armee in die Lage zu versetzen, ein militärisches Gleichgewicht gegenüber den ehemaligen Kriegsgegnern herzustellen. Es entspricht somit dem Versprechen der USA, angesichts des während des Krieges auferlegten Waffenembargos Waffengleichheit herzustellen. Seit Dezember 1996 wurden moderne Waffen, die dem Nato-Standard entsprechen, nach Bosnien gebracht. So wurden nach der Bewilligung von 100 Millionen Dollar durch den US-Kongreß unter anderem 46.100 M-16- Gewehre, 1.000 M-60-Maschinengewehre, 45 M-60-A3-Panzer, 80 gepanzerte Personentransporter und 840 panzerbrechende At-4- Waffen an die bosnische Seite geliefert. 15 Hubschrauber wurden von deutscher Seite zur Verfügung gestellt. Indem schon 1995 entschieden wurde, auch die kroatische HVO an diesem Programm zu beteiligen, ist eine Armee der bosniakisch-kroatischen Föderation entstanden. Diese Armee ist in vier Brigaden gegliedert, drei bosniakische und eine kroatische, die durch ein gemeinsames Oberkommando verbunden sind. Die Integration dieser Armee wird nicht nur über die Kommandostrukturen erreicht, sondern auch damit, daß die Ausbildungsstandards angeglichen werden. So soll unter der Aufsicht von pensionierten US-Militärs eine professionelle, entideologisierte Armee entstehen, die den Nato-Standards entspricht. Damit wird auch politische Einflußnahme möglich. Waffen aus Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten und aus veralteten sowjetischen Beständen passen nicht zu den modernen Systemen. Der Einfluß aus diesen Ländern wird zurückgedrängt. Auch psychologisch bedeutet das Programm eine Anbindung an den Westen und schafft Voraussetzuungen für die politische Annäherung von Kroaten und Muslimen. Mit der Ausbildung sollen nach den Worten des Direktors des Programms, Joseph L. Allred, „demokratische Standards“ in die Föderationsarmee gebracht werden. Wenn nun die serbisch-bosnische Armee in das Programm aufgenommen würde, müßte sie sich diesen Standards unterwerfen und sich zu einer professionellen, entideologisierten Armee entwickeln.

Doch genau das will der Oberkommandierende, General Colić, vermeiden. Die bosnisch-serbische Armee soll moderne Waffen erhalten, die Ausbildung durch US-Militärs brauche sie jedoch nicht, erklärte er. Nicht zuletzt deshalb will Biljana Plavšić Colić loswerden und mit Milan Ninković einen Militär zum Verteidigungsminister machen, der sich den neuen Anforderungen stellt, verlautet aus SFOR-Quellen. Dieser Wechsel wäre ein erster Schritt für die künftige Zusammenarbeit beider Militärformationen in Bosnien-Herzegowina. Letztes Ziel eines solchen Programms wäre die Gründung einer gemeinsamen, bosnisch-herzegowinischen Armee. Erich Rathfelder