■ Forschung im Netz soll teuer werden
: Internetanbieter wollen Draht zur Uni kappen

Berlin (taz) – Viele Internetsurfer werden demnächst nur über Umwege auf die Homepages an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen zugreifen können. Der Grund: Zum Jahresende werden führende kommerzielle Internetanbieter alle direkten Leitungen zum deutschen Wissenschaftsnetz (WIN) kappen. „Wir sind nicht mehr bereit, für den Zugang zum Wissenschaftsnetz zu bezahlen“, erklärt Ingo Pahl, der Pressesprecher beim Deutschen Provider Network (DPN). Drei Millionen Mark jährlich bekommt der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN), damit die Kunden von Providern wie CompuServe, Nacamar und andere Anbieter einen direkten Zugriff auf das Uni- und Forschungsnetz haben. Nicht betroffen sind Surfer, die über t-online ins Internet gehen. Die Telekom-Tochter hat seit kurzem einen eigenen WIN-Zugang. Über die Ausgleichszahlungen wird schon seit einiger Zeit verhandelt. Nach Ansicht des DPN-Sprechers profitiert von der bisherigen Zusammenarbeit vor allem das WIN. „In den Anfängen des Internet war das noch anders, da haben wir vom WIN profitiert“, erklärt Pahl, „doch seit Mitte 1996 ist das Verhältnis umgekippt.“ Die Ausgleichszahlungen seien daher nicht mehr gerechtfertigt.

Sollten die direkten Leitungen tatsächlich gekappt werden, kämen Verbindungen zwischen den Netzen nur noch über den Umweg USA zustande. „Es wird wahrscheinlich zu Stauungen im Internet kommen“, sagt Pahl voraus. Aber sicher ist er sich da auch nicht. Exakte Daten sollen durch einen Probelauf ermittelt werden. Bis zur angedrohten endgültigen Trennung der Netze am Jahresende soll dann entsprechend aufgerüstet werden. Wolfgang Löhr