Verhärtete Fronten

■ Protest gegen die Aufhebung der Bebauungspläne für Altenwerder

Das Amt für Strom- und Hafenbau gibt sich siegesgewiß: Sobald der Planfeststellungsbeschluß zur Hafenerweiterung Altenwerder vorliege, werde man Sofortvollzug beantragen, um mit den Bauarbeiten zu beginnen. „Nein“, wird Amts-Sprecherin Beate Schlüter nicht müde zu wiederholen, „Bebauungspläne stehen dem nicht entgegen. Die gibt's nämlich gar nicht.“

Da hat sie sich wohl getäuscht: Seit Dienstag und bis zum 2. Juni liegt im Bezirksamt Harburg ein Planentwurf „Altenwerder 1/Moorburg 6“ aus, der die alten Bebauungspläne ersetzen soll. Um der Hafenerweiterung keine Steine in den Weg zu legen, wurde auf präzise Nutzungs-Beschreibung – wie sie das Baugesetzbuch vorschreibt – elegant verzichtet. Begründung: Die Flächen unterlägen dem Hafenentwicklungsgesetz von 1981.

„Gegen diese Aufhebung werden wir Einwände erheben“, kündigten Naturschutzverbände, AnwohnerInnen und der Förderkreis „Rettet die Elbe“ gestern Widerstand an. „Bundesrecht bricht immer noch Landesrecht“, sagte Anwalt Martin Hack. Und deswegen sei das Hamburger Gesetz juristisch nicht haltbar.

Die Fronten sind verhärtet: In Zusammenarbeit mit dem Architekten Heinz-Bernd Millhagen haben die Hafenerweiterungs-Gegner ein Alternativkonzept erstellt, das eine Wiederbebauung vorsieht. 3500 Menschen könnten so Wohnraum finden. Der Plan kann bei „Rettet die Elbe“ (Nernstweg 22, Ottensen) eingesehen werden.

Unterdessen bestehen die Stadt und die Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA) auf der Hafenerweiterung, „um in Zukunft auf dem Markt bestehen zu können“, wie der HHLA-Vorstandsvorsitzende Peter Dietrich gestern in seinem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr erklärte. 1994 hat die HHLA ihren Umschlag um 10,7 Prozent gesteigert. 1995 will sie ihre Investitionen um das Vierfache auf mehr als 160 Millionen Mark aufstocken. In Altenwerder werde die HHLA langfristig „einige hundert Millionen investieren.“ Ohne Rücksicht auf Verluste werden Wirtschaftsinteressen verfolgt: Auch die Elbe müsse vertieft werden, damit der Hafen konkurrenzfähig bleibe.

Solche Szenarien hält Herbert Nix vom Förderkreis „Rettet die Elbe“ für „unsinnig“: Im jetzigen Hafennutzungsgebiet gebe es 360 Hektar Freiflächen, u.a. am Petroleumhafen, die auch bei steigendem Umschlag ausreichten. Die Finanzierung der Hafenerweiterung stehe „in den Sternen“: „Der Betrag, der im Haushalt vorgesehen ist, reicht für die Boden-Abtragung und die Aufspülung der Flächen.“

Die 104 in Altenwerder verbliebenen Menschen verteidigen ihren Lebensraum – notfalls vor Gericht: „Im Krieg hatte ich keine Angst, und vor diesen Eierköppen jetzt auch nicht“, sagte ein 72jähriger, der hier geboren wurde. H. Haarhoff