„Prinz Charles, Hilfe!“
■ 20.000 Royalisten gedachten auf dem Rathausmarkt / Manche sind sonst betroffener Von Sannah Koch
Lalülala – „jetzt kommt Charlie“ – auf die Zehenspitzen, Hälse gereckt, Fähnchen geschwenkt. Mehr Mister Highness denn das Gedenken hatte gestern rund 20.000 HamburgerInnen auf den Rathausmarkt gezogen. Heimliche und unheimliche Fans des britischen Königshauses, die den Mann, der den Tampon adelte, einmal von möglichst nahe sehen wollten. Der Beifall, der bei seinem Eintreffen gespendet wurde, machte deutlich: Hierzulande gönnt man der Majestät trotz seiner ehelichen Fisimatenten den Königsthron.
Erstaunlicherweise erwiesen sich Hamburgs Royalisten als überwiegend jugendlich – Schulklassen und reichlich Teens prägten das Bild der wenig nachdenklich wirkenden Masse. Sun and fun waren angesagt: „Union Jack“ am Stöckchen, Seifenblasen aus dem Blechröhrchen, „Kleiner Feigling“ aus dem Flachmann sowie etliche Eis am Stiel und Pommes mit Ketchup zählten zur gängigen Ausstattung der Festaktzuschauer.
Zwischenzeitlich drängte sich gar der Eindruck auf, es handele sich um eine Feierlichkeit zum Start des neuen Hamburger Lokalfernsehsenders „HH1“. Dessen Fähnchen-verteilende („HH1 grüßt Prinz Charles“) PR-Jacken-TrägerInnen waren allgegenwärtig – SKH grüßte aber dennoch nicht zurück. So sammelten des Senders Reporter statt dessen wahrhaft gewichtige Bonmots – auf die Frage: „Wie haben Sie den Festakt gefunden?“ antwortete ein Bürger live über den Sender: „Ich bin sonst betroffener.“
Mehr ge- denn betroffen waren fünf andere Zuschauer: Pappschilderbewehrt wollten sie mitteilen, daß deutsche Täter keine Opfer sind. Eine Auffassung, die nicht genehm war – sie wurde durch die Ordnungsmacht mit rüdem Rempeln vom Platz entfernt. Der zaghafte Schrei: „Prinz Charles, Hilfe!“ erreichte das vielbescholtene Ohr von „Our Royal Highness“ nicht. Nach mäßigem Beifall für des Bürgermeisters Worte, viel für die von Hellmut Kalbitzer und sehr viel für die seiner Königlichen Hoheit (in German!) war – lalülala – Charlie auch schon wieder weg.
