Eindeutig ein Scherbenhaufen

■ Drogenprojekt „Die Brücke“ droht die Schließung / Behörde vermutet unkorrekte Abrechnungen / Mitarbeiter zerstritten Von Sannah Koch

Das Chaos hat einen neuen Namen: Die Brücke. Bis vor einer Woche verbarg sich dahinter ein Projekt für substituierte Drogenabhängige. Heute gleicht das Ganze einem Scherbenhaufen. Vor elf Tagen war die Situation in der Einrichtung im Eimsbütteler Schröderstiftweg so eskaliert, daß die Sozialbehörde sie lahmlegte.

„Eine geordnete Klientenbetreuung fand dort nicht mehr statt“, so der Drogenbeauftragte des Senats, Horst Bossong. Diese Ansicht teilte auch der Hamburger „Fachverband ambulante Therapie“, der anbot, die Brücke-Klienten in seinen Einrichtungen zu betreuen. Darüber hinaus, so Bossong, bestünden bei der Brücke auch erhebliche Zweifel an der Korrektheit der Abrechnung von Therapiestunden. Bis Ende Juli will die Behörde diese nachprüfen; wird sie dabei fündig, dürften die Tage des Projekts gezählt sein.

Schon Anfang April hatte Die Brücke sich wenig rühmliche Pressemeldungen eingebrockt. Der Vereinsvorstand und die Geschäftsführerin (und grüne Bezirkspolitikerin) Cornelia Mertens hatten elf MitarbeiterInnen entlassen. Über die Gründe konnten (oder mochten) gestern beide Seiten keine klaren Auskünfte geben. Auslöser war der Rausschmiß des Hausmeisters, gegen die das Team protestiert hatte. Nach Andeutungen von Mertens bestanden aber auch Zweifel an der „Qualität und Arbeitsintensität einiger anderer Mitarbeiter“. Die gekündigte Abteilungsleiterin Brigitte Reinhard bestätigt zwar „Spannungen zwischen Team und Vorstand“, will aber nicht wissen, warum sie eigentlich gekündigt worden sind. Von der Verwüstung ihres Büros durch Mitarbeiter berichtet wiederum Mertens, was von Reinhard dementiert wird. Seitdem versucht Die Brücke, statt mit sechs Vollzeit- und etlichen Honorarkräften den Betrieb mit nur drei Personen aufrechtzuerhalten.

Von falschen Abrechungen will sowieso keiner etwas wissen. „Wir haben korrekt abgerechnet“, betont Mertens. Sie räumt aber ein, daß es vielleicht Probleme bei der Dokumentation gegeben habe. Mit den derzeitigen Zuschüssen sei ihre Arbeit aber ohnehin nicht zu finanzieren. Einen neuen Geldgeber haben hingegen die gekündigten Mitarbeiter gefunden. Laut Reinhard zahlt ein Spender für drei Monate eine Drogenberatung in Räumen an der Max-Brauer-Allee 163; über die Zukunft wolle man mit der Behörde verhandeln.

Zu dem ganzen Schlamassel kommt hinzu, daß Die Brücke für das einstige Wohnhaus im Schröderstiftweg keine Nutzungsänderung für die gewerbliche Nutzung hat; auch die will die Behörde vorgelegt bekommen. Drei Monate hat der Vorstand nun Zeit, diesen gordischen Knoten zu durchschlagen.