Der mit dem Fahrrad fährt

■ Der neue Umweltsenator Alexander Porschke hält Öko-Initiativen für die Basis seiner Politik in komplizierten Systemen Von Achim Fischer

Alexander Porschke sagt manchmal komische Sätze. Zum Beispiel so einen: „Es gibt kein Fahrrad, das geradeaus fährt.“Ah, ja. Denn „ein Fahrrad ist ein ganz kompliziertes System.“Nein, Soziologie hat er nicht studiert. Dafür Regelungstechnik. Was man da so regelt? „Da geht es um Rückkopplungen in komplizierten Systemen.“Soso.

„Beim Fahrradfahren muß man immer zuerst in die andere Richtung lenken als die, in die man eigentlich fahren will.“Im richtigen Leben wie in der Politik? „Ja, diese Regelvorgänge finden sich auch im politischen System wieder, vor allem bei ökologischen Fragestellungen.“Hä? „Man muß von vornherein immer gleich die Gegenbewegung mit einkalkulieren.“Danke.

Wenigstens Kaffekochen ist noch einfach. In der Teeküche der GAL-Fraktion sucht Porschke nach frisch gespülten Kaffeepötten. Die Kaffemaschine übrigens, das erste, was er hier durchsetzte vor vier Jahren, und der Kaffe aus Nicaragua ..., auf der Reise dorthin hat er übrigens auch, oh, naja, der Kaffee in der Kanne reicht gerade noch, gut erzogen setzt er neuen auf, die Reise jedenfalls, so erzählt er munter werkelnd weiter und kommt von ökologischen Anbaumethoden über fairen Handel auf den Kaffeetest zu sprechen, damals, auf dem Hamburger Rathausmarkt. Als verschwiegen gilt Alexander Porschke nicht.

Seine Vita: 43 Jahre, verheiratet, keine Kinder, geboren in Hamburg. Beamter des gehobenen Dienstes – zuerst bei der Post, später in der Umweltbehörde. Ob er dort nicht verstaubt sei? „Nee, wieso, ich hatte ja die Gewerkschaft und die GAL.“Seit vier Jahren ist der Bürgerschaftsabgeordnete Wirtschaftsexperte der Fraktion. Spezialgebiet: Hafen. Seine Fachkenntnisse sind über alle Fraktionsgrenzen anerkannt.

Porschkes Arbeitsplatz bis vergangenen Mittwoch: Ein winziges, gemütliches Büro unterm schrägen Dach eines Kontorhauses, vollgestopft mit Archivschränken, Ordnern und Regalen. Und das neue Büro in der Chefetage der Umweltbehörde in Rothenburgsort? „Das ist größer. Und es liegt im zehnten Stock. Da hat man eine tolle Aussicht.“

Und sonst? Angst vor der neuen Umgebung? Angst, daß ihn die Mitarbeiter der Umweltbehörde hängen lassen? „Daß es Widerstände gibt, ist normal. Ich glaube, dieses Problem wird in der Umweltbehörde noch am kleinsten sein.“Vorfreude auf die Senatssitzungen? „Ich freue mich auf alle neuen Erfahrungen.“Ein grüner Umweltsenator wird argwöhnisch beobachtet werden. Er weiß das, so scheint's.

Konkrete Ziele für die nächsten vier Jahre mag er nicht nennen. Als „Metaziel“sieht er seinen „Hauptwunsch“, den Bürgerinnen Möglichkeiten zu geben, „ein schönes Leben zu führen, das nicht auf Kosten künftiger Generationen geht“. Und unterhalb der Meta-Ebene, zum Beispiel in Sachen Müllpolitik? „Ein relativ einfaches Beispiel.“Mit seinem Zusammenspiel aus Gebühren, Müllimport und Müllvermeidung. Plus dem Problem der riesigen Verbrennungskapazitäten, plus Betreiberverträgen plus, plus, plus. „In diesem System die ideale Lösung zu finden – das habe ich nicht alleine in der Hand. Umweltpolitik hat etwas mit Partizipation zu tun, viel mehr noch als andere Bereiche.“

Sein Vorgänger Fritz Vahrenholt, habe auch verschiedene Interessensvertreter an einen Tisch geholt. „Aber er hat dabei die Perspektive der Menschen ausgeblendet, die sich außerhalb seiner Behörde für die Umwelt engagieren. Ich betrachte die Umweltinitiativen als meine Basis. Darin sehe ich den großen Unterschied.“