Schwerkraftkringel

■ Die „Große Kleine Tierschau“wiehert

Wie drei Kfz-Mechaniker im Overall betreten die drei Komödianten die Bühne und bringen ihr erstes Rock'n'Roll-Ständchen dar. Die Gitarren werden kunstvoll an Gurten um die eigene Achse gedreht. Das ist aber noch gar nichts, lernt der Zuschauer staunend, als sich einer, der Schwerkraft einen perfiden Streich spielend, mit dem ganzen Körper um die eigene Quer-Achse dreht. Kein Zweifel, hier spielt keine herkömmliche Band, die Blues-Brothers-Revival-Truppen gleich ihr Repertoire abspielt, nein, Musik ist nur ein Teil der Großen Kleinen Tierschau Show.

Unter diesem Namen tingeln die drei Schwaben Michael Gaedt, Ernst Mantel und Michael Schulig zur Zeit durch deutsche Lande und präsentieren ihr neues Programm. Für einige Tage haben sie auch in Hamburg Station gemacht, um zu beweisen, daß aus dem Schwabenland nicht nur Spätzle-Esser und Häusle-Bauern stammen, sondern auch ganz schön spleenige Typen. Ihr Programm ist eine Mixtur aus Musik-, Step-Dance- und Comedy-Nummern, zu denen sie mindestens 25 Instrumente, ebensoviele Musikrichtungen und mindestens doppelt soviel Kostüme gebrauchen. Kein Kalauer ist ihnen zu schade, um die Grenzen der Geschmacklosigkeit zu erkunden. Da reimt sich in der britischen Verwechslungskomödie Boulevard auf „Bulle war“und im Balaleika-Song Leningrad auf „hustet bald“.

Wer diese Art von Humor nicht teilt, wird von Michael Gaedt auf die Bühne geholt und von einer Harley-Davidson-Walze überrollt. Da spielt es auch keine Rolle mehr, ob man Frau Sag-ich-nicht oder Herr Nee heißt. Jeder Widerstand im Publikum wird durch eine Mischung aus Charme und Unverschämtheit überwunden.

Die Show ist ein großer Klamauk und ein Herumgezappe durch die Jazz-Rock-Pop-Geschichte, zwischenzeitlich kaum auszuhalten, insgesamt aber nette Unterhaltung.

Joachim Dicks

heute und 19.-23. November, jeweils 20 Uhr, Kampnagel, k6