Mahnwachen für Künstler

■ Kaifu Art Center droht das Aus. Für den Künstlertrupp auf dem ehemaligen Gaswerksgelände in Bahrenfeld zeichnet sich Lösung ab

Die Kultur-Mahnwachenden protestieren schweigend vor dem Kaifu-Bad in Eimsbüttel; im spontan gegründeten Unterstützerkreis für das Kaifu Art Center wird überlegt, gerechnet und wieder verworfen. „Nicht mehr viel Chancen“gibt der Hamburger Journalist Dirk Jensen dem Kaifu Art Center, diesem Projekt von zwölf freien Künstlern, das sieben Jahre lang auch seins war: Zum Jahresende müssen sie die ehemaligen Umkleideräume des benachbarten Freibads, die sie 1990 mit finanzieller Unterstützung der Kulturbehörde in Ateliers umgebaut hatten, räumen.

„Eine Alternative ist nicht in Sicht“: Jensen sieht den drohenden Verlust der vielen zeitgenössischen Ausstellungen, die das Kaifu Art Center nach Hamburg holte, als „exemplarischen Fall dafür, wie freie Kunst verdrängt wird“. Die Bäderland GmbH will ihre 500 Quadratmeter, die sie den Künstlern jahrelang kostenlos überließ, ab dem Frühjahr gewinnbringend vermieten. „Sie muß vermieten“, korrigiert Bäderland-Geschäftsführer Klauspeter Schelm: „Wir haben ein Defizit von 37 Millionen.“Da gebe es „knallharte Auflagen“. Deshalb würden die Umkleidekabinen „marktüblich“an eine ambulante Reha-Einrichtung vermietet. Diese könne zugleich das Schwimmbad für Bewegungsübungen nutzen.

Ursprünglich sollte dieses Konzept schon ein Jahr früher umgesetzt werden. „Aber dann konnten wir einen Aufschub erwirken“, dankt Ingo Mix, Sprecher der Kulturbehörde, der Bäderland im nachhinein für ihr Entgegenkommen. „Grundsätzlich“sei es „schade, wenn freie Künstler ihren Raum verlieren“. Sollten die Artisten andere Räume finden und ein „überzeugendes Konzept vorlegen, sind wir gesprächsbereit“, was eine Anschubfinanzierung angehe. Bäderland-Chef Schelm würde „für den Übergang“die derzeit ungenutzten Werkswohnungen auf dem Kaifu-Gelände „zum Betriebskostenpreis“zur Verfügung stellen.

Eine konkrete Lösung dagegen zeichnet sich für das Trash Center Altona auf dem ehemaligen Gaswerksgelände in Bahrenfeld ab. Die sechs Künstler, die sich dort vor Jahren in dem stillgelegten Kohleturm des Gaswerks eingerichtet haben, weigern sich, das denkmalgeschützte Gebäude zu verlassen. Der Turm aber erfüllt die nötigen Brandschutzauflagen nicht mehr.

Nach monatelangem Streit zwischen Investoren, dem Bezirksamt Altona und den Künstlern, der in einer Räumungsklage gipfelte, ist jetzt wieder Bewegung in die Gespräche gekommen: „Wir haben ein Gutachten, wonach der Brandschutz sehr viel kostengünstiger als angenommen wiederherzustellen ist“, jubelte gestern der Altonaer SPD-Abgeordnete Andreas Schiemenz. Jetzt könne der Kohleturm in ein „Kulturhaus“mit Atelier- und Ausstellungsräumen, einem öffentlichen Bereich sowie Wohnungen umgebaut werden. Darin könne sich auch das Trash Center Altona zu einem „akzeptablen Preis“(zehn Mark pro Quadratmeter) wieder einrichten, versichern die Investoren.

Heike Haarhoff