Nachhaltig schenken

■ Opulente Gabentische und Ökologie, geht das? Umweltbewußte Leser wissen: Das taz-Geschenkabo spart Verpackungsmaterial!

Die Heinzelmännchen suchen Engel und Nikoläuse, das Schokoladensortiment im Supermarkt versechsfacht sich, das Wettrüsten mit elektrischem Schnickschnack an den Fensterfronten setzt ein: alles Indikatoren für das herannahende Weihnachtsfest samt Jahreswechsel. Das ist unumgänglich, es sei denn, man ist das glücklichste Paar beim Bild- Zeitungs-Wettbewerb und kann sich über die Feiertage auf einem gottverlassenen Eiland irgendwo in Mikronesien entspannen. Alle anderen überkommt irgendwann zuerst leichte Unruhe, dann mittelschwere Panik: Geschenke müssen her, für alle, die uns was bedeuten im Leben, und diejenigen, die uns im letzten Jahr auch was geschenkt haben.

Gibt es ökologisch wie politisch korrekte Weihnachtsgeschenke, die auch noch Freude bereiten und keine selbstgetöpferten Blumenvasen sind? Wahrscheinlich so selten wie weiße Weihnachten. Bernd Müller von den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR) ist aufgefallen, daß die Mülltonnen nach den Feiertagen „gestampft“ sind, also bis oben hin vollgestopft mit Papiermüll. Müller: „Wir führen keine Statistiken über das erhöhte Müllaufkommen nach Weihnachten“, die Müllmenge sei nicht überdimensioniert. Manchmal werden zusätzliche Behälter von den Hausverwaltungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlicher Papiermüll werde von den Berliner Recyclinghöfen jederzeit kostenlos entgegengenommen. Wie auch sonst sind es hier die kleinen Schritte, die weiterführen. Die Klinikpackung „ckone“ macht sich auch ganz gut ohne Riesenplastikschleife und achtfach beschichtetes Glanzpapier mit Parfümerielogo.

Auch nicht schlecht: der zeitlose Ascheeimer aus weißer Emaille, der dieses Jahr schon für schlappe 45 Mark zu haben ist, unvergänglich wie ein Diamant und verbunden mit einem Satz Kohleanzünder und einem Gutschein über zehnmal Asche runtertragen ein Mitbringsel, das täglich an den Schenker erinnert. Aber Achtung, Gutscheine erscheinen nur im ersten Augenblick bequem, erstens neigt man beim Basteln und Beschriften zum Größenwahn, und zweitens löst sie der Beschenkte immer genau dann ein, wenn man selber keine Lust oder kein Geld hat. Besser sind da schon ein Gutschein über einen Fallschirmsprung („damit du endlich mal die Dinge aus einer anderen Perspektive siehst“) oder eine Einladung zum Weihnachtsdinner (prima Rezepte in: „Aldi Jahre wieder“, Eichborn).

Geschenke selber zu basteln ist generell ein Problem. Aber selbstgebastelte Geschenke zu empfangen ein noch viel größeres. Wohin mit der quadratmetergroßen Fotocollage im Wechselrahmen? Was tun mit dem Lampenobjekt aus Elektroschrott? Menschen, die wir gut leiden mögen, haben sich damit viel Mühe gegeben. Geschmackssache.

Um einiges unproblematischer ist es, Bücher zu schenken. Ein lapidares „Hab' ich schon“ kann hier immerhin als Beweis eines gewissen Grades an Übereinstimmung gewertet werden. Auch preislich ist von der protzigen Hundertwasser-Bibel bis zum minimalistischen Reclamheft alles möglich. Bücher kann man umtauschen oder zum Altpapier geben.

Will man Kinder beschenken, braucht man entweder ein dickes Fell wie ein Steiff-Teddy oder drei Leben wie ein Tamagotchi-Küken: kleine Kinder können noch keine Begeisterung heucheln. Wünschen sie sich die Emma-Spice-Girls- Barbie, dann wollen sie auch die Emma-Spice-Girls-Barbie und keine Käthe-Kruse-Puppe. Die ist außerdem so schön ungefährlich, wenn man bedenkt, wie vielen Eltern schon das Beginnerset „Der kleine Chemiker“ um die Ohren geflogen ist.

Laut Karin Tauer, Pressespreherin des KaDeWe, schlägt das Weihnachtstrendbarometer dieses Jahr kräftig in Richtung cocooning aus, was nichts anderes meint, als mit der Großfamilie, Freunden und vielen Geschenken möglichst auf dem Land zu feiern. Derjenige, der vollkommen sicher gehen will, daß er sein Traumgeschenk unter dem Weihnachtsbaum findet, geht in die 6. Etage des KaDeWe und hinterlegt eine Liste, die dann für jeden liquiden potentiellen Schenker einsehbar ist. Freßkörbe aus der Feinkostabteilung werden direkt verschickt und auf Wunsch in sauerstoffgebleichtes Recyclingpapier eingewickelt. Wer durch und durch ökologische Geschenke sucht, der könnte auf der Ökomesse Sanatura 97 im Haus am Köllnischen Park fündig werden, die vom 11. bis zum 14. Dezember geöffnet ist. Von A wie Algen bis Z wie Ziegenkäse wird queerbeet alles aus dem Umwelt- und Gesundheitsbereich angeboten. Bei akuten Erschöpfungszuständen bietet sich ein Gläschen naturbelassenes Bier an. Für alle, die es ganz bequem haben wollen: Ein taz-Abo kann auch noch im letzten Augenblick jeden glücklich machen. Esther Kogelboom