„Ja, Trainer, echt?“

■ Erstmals ans Licht: Geheime Gesprächsprotokolle von St.-Pauli-Coach Krautzun und seinem Wunschmann Pelé

Endlich ein punktspielfreies Wochenende! Auch zwei Protagonisten des modernen Weltfußballs freuten sich darüber, denn so konnten sie sich am Sonnabend Zeit nehmen für einen intensiven Gedankenaustausch: Eckhard Krautzun, der neue Magier vom Millerntor, und sein „Wunschspieler“Pelé „Claus-Dieter“Wollitz, derzeit KFC Uerdingen. Die beiden unterhielten sich am Rande des Länderspiels gegen Südafrika in Düsseldorf. René Martens, getarnt mit Mario-Basler-Maske, hörte mit.

Eckhard Krautzun: Herzlichen Glückwunsch, Pelé.

Pelé Wollitz: Wofür?

Na, immerhin bist du kürzlich zum dritten Mal Vater geworden.

Ach so. Danke, Trainer.

Mensch, Pelé, wie soll ich St. Pauli ohne dich nur in die Bundesliga bringen? Ich hab' ja nur diesen Pröpper.

Was ist denn das eigentlich für einer?

Ein passabler Spielgestalter, aber ihm fehlt einfach dieses Maradonamäßige, dieses Netzeristische, dieses Genialische – einfach alles, was du so perfekt verkörperst.

Ja, Trainer, Sie können so etwas viel besser sagen, als ich es jemals könnte.

Weißt du was, Pelé? Dieser Franco, den wir verpflichten mußten, weil die Fans das verlangt haben, hat mir erzählt, in Brasilien gebe es einen Fußballer, der sich nach dir benannt hat.

Echt, Trainer? Das macht mich natürlich stolz. Schade nur, daß man in Uerdingen, diesem Scheißkaff, von solchen Dingen nie etwas mitbekommt.

Daß du jetzt schon in Brasilien verehrt wirst, muß ich unbedingt meinem Präsidenten Heinz Weisener erzählen, dann macht der vielleicht noch ein paar Mark locker. Ich habe übrigens volles Vertrauen zu ihm. Neulich hat er klipp und klar gesagt, er sei nicht bereit, nach jedem schlechten Spiel den Trainer in Frage zu stellen. Andererseits: Wir spielen ja nie schlecht, wie jeder sieht. Außer den Journalisten.

Einen super Präsidenten hätte ich in Uerdingen auch gern. Wir haben nur diesen ... verdammt, wie heißt der noch gleich?

Weisener schätzt meine visionäre Personalpolitik. Ich hab' zum Beispiel den Thorsten Chmielewski geholt. Der hat drei Jahre lang mit Darmstadt 98 bravourös gegen den Abstieg aus der Regionalliga gekämpft und ist dann zu Mannheim. Außerdem ist er erst 29.

Trainer, da haben Sie sich ja einen echten Rohdiamanten unter den Nagel gerissen.

Genau, Pelé, einen Rohdiamanten. Uli Hoeneß soll vor Wut in seinen Schreibtisch gebissen haben, als er gehört hat, daß Chmielewski zu uns kommt. Apropos: Ruft der Hoeneß dich immer noch an?

Ja, Trainer, praktisch jeden zweiten Tag. Ich sag' ihm aber jedesmal, daß ich erst nach München komme, wenn Bayern meinen Wunschtrainer holt.

Kommt noch, Pelé, kommt noch. Wir zusammen in der Champions League – da ziehen wir richtig groß auf, wie damals mit Wolfsburg. Aber erst einmal mußt du mir noch ein Exemplar deines Erfolgs-Videos „The Best of Pelé Wollitz“schicken. Wenn ich das dem Pröpper gebe, klappt's vielleicht doch noch mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga.