Einwände gegen Großmarkt in Hastedt

■ Handelskammer will kein Einkaufszentrum an der Pfalzburger Straße / Investoren wollen 100 Millionen Mark verbauen / Edeka will Lebensmittelmarkt betreiben

Die Bremer Handelskammer kann sich nicht für eine angekündigte Millionen-Investition im Bremer Stadtgebiet begeistern. An einem neuen Einkaufszentrum samt Lebensmittelgroßmarkt an der Pfalzburger Straße in Hastedt haben die Vertreter der Bremer Wirtschaft kein Interesse. „So nicht“, sagt Manfred Krauß, in der Kammer für den Einzelhandel zuständig und in Personalunion Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordsee.

Am Hastedter Osterdeich, an der Ecke Malerstraße und der zum Autobahnzubringer Hemelingen führenden Pfalzburger Straße, wo heute noch Gebäude der Lloyd-Dynamowerke und der AEG stehen, wollen Investoren ein neues Einkaufszentrum errichten. Bei der Bremer Baubehörde ist eine Bauvoranfrage eingegangen.

Die Beamten von Bausenator Bernt Schulte (CDU) prüfen zur Zeit das Projekt. Geplant werden mehrere Fachmärkte, kleinere Läden und auch ein bis zu 17.000 Quadratmeter großer Lebensmittelsupermarkt im Stile eines Real-Kaufs, wie er auf der anderen Weserseite in Habenhausen zu besichtigen ist.

Als Generalmieter ist Edeka im Gespräch. Mehr als 1.000 Parkplätze sollen motorisierte KundInnen anlocken. Die Investitionssumme wird mit 100 Millionen Mark angegeben.

Krauß begründet die Ablehnung der Kammer mit den neuen Einzelhandelsrichtlinien. „Darin steht, daß die Nebenzentren zu entwickeln sind“. Und ein wichtiges Nebenzentrum – das Viertel nämlich – sieht die Handelskammer durch das Projekt in Hastedt gefährdet. „Wir machen uns seit Jahren Gedanken, wie wir im Viertel den Verkehr organiseren und wie wir den Einzelhandel stärken“, sagt Krauß, da könne man nicht so eine „Totmachmaschine“daneben stellen.

Viertel-Ortsamtsleiter Robert Bücking teilt die Bedenken der Kammer. Besonders der geplante Lebensmittelmarkt „zielt auf das Rückgrad der Meile Ostertorsteinweg-Vor dem Steintor“. Das Risiko: Die EinwohnerInnen Hastedts und Peterswerders könnten sich zum Samstags-Einkauf statt ins Viertel zum Groß-Edeka an der Pfalzburger Straße bewegen. Das würde besonders die „Magnetbetriebe des Viertels“schädigen, von denen wiederum viele kleine Spezialitätenläden abhängig seien.

Die Einwände von Kammer und Viertel-Politikern teilen auch die Einzelhandelsexperten, die im Auftrag des Kommunalverbundes Niedersachsen/Bremen die Ansiedlung von Großmärkten in der Region koordinieren. Mit einem Projekt namens „Image“wollen Bremen und die Umlandgemeinden eine schädliche Konkurrenz der Großmärkte verhindern. Wie es heißt, haben Umlandgemeinden wie Achim im Kommunalverbund erhebliche Kritik an einem neuen Großmarkt am Bremer Autobahnzubringer angemeldet.

Für die Bremer Handelskammer besteht allerdings im Bereich Hastedt/Hemelingen durchaus Bedarf nach besserer Versorgung der Bevölkerung mit Läden. Das sollte aber an zentraler Stelle im Stadtteil geschehen, etwa an der Sebaldsbrücker Heerstraße. Und da wäre die angepeilte Riesen-Dimension des Vorhabens sicher nicht notwendig.

Für die Stadtplaner des Bausenators Schulte dagegen wäre das Einkaufszentrum durchaus denkbar. Verkehrsprobleme seien zu lösen. Und für das Gewerbegebiet, in dem die alten metallverarbeitenden Betriebe in den vergangenen Jahren geschrumpft sind, muß man sich ohnehin Gedanken machen, um den Zugang von Hemelingen zur Weser zu erleichtern.

Joachim Fahrun