Kein schöner Zug

S-Bahn-Gesellschaft verhängt Lieferstopp für die neue Pannen-S-Bahn. Hersteller müssen Mängelliste abarbeiten und Vertragsstrafe zahlen  ■ Von Achim Fischer

Zeitstrafe für die Hersteller der neuen S-Bahn-Züge: Nach den vielen Pannen der vergangenen Wochen mit den neuen Wagen hat die S-Bahn Hamburg jetzt einen Lie-ferstopp für die nächsten zehn Wochen veranlaßt. „Der Lieferant wird die Zeit nutzen, um sämtliche Fahrzeuge noch einmal sorgfältig zu überprüfen“, bestimmte S-Bahn-Chef Peter Hofmann. So klingt eine „Watschn“auf hanseatisch.

103 neue Züge hat die Hamburger S-Bahn beim Lieferkonsortium Linke-Hofmann-Busch / ADtranz bestellt. Stückpreis: rund acht Millionen Mark. Die erste Bahn kam mit dreimonatiger Verspätung. Mittlerweile wurden 14 Züge geliefert. Zehn davon stehen auf dem Abstellgleis. Die S-Bahn weigert sich, sie per Endkontrolle abzunehmen.

Immer wieder klemmen in der S-Klasse Türen, mal dröhnt und vibriert das Gefährt, mal schleicht es dahin. Bisheriger Höhepunkt der Pannenserie: Vergangene Woche blieben zwei Züge liegen.

Am Montag traten die Lieferanten den Gang nach Hamburg an und steckten, nebst ordentlichem Rüffel, jeweils eine lange Mängelliste ein. „Abgesehen von der Software gibt es nur kleinere Probleme“, versichert Wolfgang von Waldstetten, technischer Geschäftsführer des federführenden Herstellers Linke-Hofmann-Busch aus Salzgitter. „Vielleicht sind wir in zwei Wochen schon fertig.“Dann könne der Lieferstopp aufgehoben werden. „Aber ich bin auf meinen Konsortialpartner angewiesen.“Den Zugtechnik-Spezialisten ADtranz, der die Software liefert. Der möchte „die Zeit nutzen, die Fahrzeuge noch einmal auf Herz und Nieren überprüfen.“

„Natürlich schmerzt uns die weitere Verzögerung“, bekannte gestern S-Bahn-Geschäftsführer Peter Hofmann. Aber noch schmerzhafter wären weitere Pannen. „Der Image-Verlust für uns ist riesig“, sagt Katrin Fech, Sprecherin des Verkehrsunternehmens. Den materiellen Verlust – Kosten für Pannenhilfe, Ersatzbusse, Taxi-Rechnungen enttäuschter Kunden – kann sie nicht beziffern.

Zumindest die Nachrüstungen der Bahnen gehen auf Kosten der Lieferanten. „Das ist weniger das Problem“, sagt Hersteller-Chef von Waldstetten. „Wesentlich schlimmer sind die Vertragsstrafen.“Über Einzelheiten der Vereinbarungen schweigen sich die Beteiligten jedoch aus.

Die Hamburger S-Bahn wird die neuen Züge ab sofort nicht mehr in der morgendlichen rush-hour zwischen 6.00 und 9.00 Uhr einsetzen. Bahn-Geschäftsführer Hofmann kündigte gestern außerdem ein besseres „Störungsmanagement“an. Bei künftigen Pannen sollen schneller Ersatzbusse zur Verfügung stehen. Und: „Verpaßt ein Fahrgast aufgrund von Verspätungen seinen letzten Anschluß, werden ihm die Taxi-Kosten erstattet.“Ansonsten setze sein Unternehmen auf „flexible Kulanzregelungen“. Auszuhandeln mit dem Kundenservice, unter Tel. 040/39 18 43 85.