Vor der Kneipentür entführt

■ Aussage im Hegartys Prozess: Wie der hoffnungsvolle neue Geschäftsführer von einem Gangster-Duo in die Flucht geschlagen wurde

Der Tag, an dem er aus Bielefeld nach Bremen kam, um die Geschäftsführung des Hegarty's am Ostertorsteinweg zu übernehmen, wird Roy B. nicht so schnell vergessen (vgl. taz 25.10.). Am vierten Verhandlungstag gestern sagte der Ire in dem Prozeß um den Kneipenkrieg um den irischen Pub als Zeuge der Anklage aus. Den fünf Angeklagten wird unter anderem räuberische Erpressung, Drohung und Entführung vorgeworfen. Sie sollen versucht haben, sich mit Mafia-Methoden die Kontrolle über den beliebten Pub zu sichern.

Am 9. Januar 1997 wollte er seinen Arbeitsvertrag unterschreiben, den ihm der neue Pächter der Kneipe angeboten hatte, berichtete Roy B. dem Gericht. Vor der Tür habe er die beiden Angeklagten, den irischen Musiker Brian McQ. und den Koch Simon K. getroffen, die er von früheren Besuchen in dem Lokal kannte. „Wir wollen was mit Dir besprechen“, hätten ihm die beiden gesagt und ihn in den vor dem Laden stehenden BMW eingeladen. Bei einem kurzen Small-Talk – „wir fahren mal um den Block“– sei der Wagen Richtung Weserstadion gefahren. Auf einem dunklen Gelände hätte McB. dann eine Pistole gezogen, vor seinem Kopf durchgeladen und dann an sein Knie gehalten.

Zuerst habe er das für einen Scherz gehalten, sagte Roy B. Das Lachen sei ihm aber vergangen, als er von Simon K. mit einem harten Gegenstand hinter das Ohr geschlagen worden sei. Die beiden sollen ihn aufgefordert haben, den Job im Pub nicht anzutreten, zurück nach Bielefeld zu fahren und sie zu vergessen. „Wir haben hinten im Kofferraum eine Schaufel, damit kannst Du sonst Dein eigenes Grab graben“, sollen die beiden zu ihm gesagt haben, hat der verhindete Geschäftsführer vor Gericht zu Protokoll gegeben.

Die Verteidigung wollte von Roy B. wissen, ob er die Waffe für echt gehalten habe. Ob er beim Militär oder bei der IRA gewesen sei, um das beurteilen zu können. Er habe selber eine Gaspistole erwiderte Roy B., die sehe anders aus.

Weil er die Drohung: „Wenn Du ernst genommen habe, sei er nach Bielefeld zurückgekehrt, wobei ihn die beiden Angeklagten bis auf die Autobahn eskortiert hätten. Als Roy B. in Bielefeld ankam, erstattete er noch in der selben Nacht Anzeige. orc/jof