Diva wider Willen, Popstar ohne Publikum

■ Rückkehr ins Knust: der Songwriter Robert Forster und seine vielen Gesichter

„Danger in the past!“raunt das lange Gesicht immer wieder ins ehrfurchtsvoll dreinblickende Publikum, „danger in the past, oh yeah!“In seinem quittengelben Maßanzug wirkt der Mann auf der sperrigen Bühne wie ein Fernseh-Prediger im Kasperle-Theater. Dabei mustert er mit großen Augen ein paar arme Seelen in der ersten Reihe, die ihrerseits nun nicht mehr wissen, wohin mit den Blicken. Vielleicht nach rechts unten? Hier am Rand der Bühne findet sich ein sehr privates Glück. Fast unbemerkt vom mitternächtlichen Hochamt liegen sich zwei Mädchen wild knutschend in den Armen. Der Prediger segnet das Treiben mit einem Lächeln.

Natürlich weiß Robert Forster um seine Wirkung. Selbst ein schmuddeliger Honky-tonk wie das Heinz Karmers Tanzcafé erstrahlte letztes Jahr in der Aura des Australiers, und das lag nicht nur an seiner exquisiten Garderobe. Forster spielt den gefallenen Popstar, die Diva wider Willen, die sich damit tröstet, einer der größten Popbands der Achtziger vorgestanden zu haben. So ist es die Hoffnung auf den magischen Moment zwischen Publikum und Sänger, die gerade alte Fans der Go-Betweens immer wieder zu seinen Konzerten kommen läßt. Forsters Mimik, manchmal hart am Rande der Clownerie, doch immer autoritär, versieht jeden Song mit wechselnden Untertiteln. So wird aus dem Prediger bald ein „Rock'n' Roll friend“, aus demselben „Falling Star“ein mahnender Freund.

Forster spielt oft und gerne in Hamburg. In der Großen Freiheit versöhnte er sich einst mit Grant McLennan, dem ewigen Zweiten im internen Songwriter-Wettkampf der Go-Betweens. Noch am selben Abend feierten beide ihr Wiedersehen als Clarke Sisters im Knust. Eine Reminiszenz, die allen Anwesenden die Tränen in die Augen trieb. Jetzt kehrt Forster mit seiner deutschen Frau Karin Bäumler am Cello und einer weiteren Gitarrenbegleitung dorthin zurück.

Michael Hess

So, 23. November, 21 Uhr, Knust