: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Abenteuer in Panama USA 1942, R: John Huston, D: Humphrey Bogart, Mary Astor, Sydney Greenstreet
„Kurz vor dem Eintritt der Japaner in den 2. Weltkrieg und dem Angriff auf Pearl Harbour erhält ein amerikanischer Offizier pro forma seinen unehrenhaften Abschied, um als Spion unverdächtigen Kontakt mit der japanischen Seite aufnehmen zu können. Melodramatischer, unrealistischer Agentenfilm, der durch Hustons straffe Regie und die glänzende Besetzung zur attraktiven Unterhaltung wird.“(Lexikon des internationalen Films) Atelier
Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close
„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierree Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman
„200 Jahre nach ihrem Tod auf dem finsteren Sträflingsplaneten wird Ripley auf gentechnischem Wege neu erschaffen – aber sie trägt das Genmaterial des fürchterlichen Aliens in sich. Weil Militärs und ehrgeizige Wissenschaftler beim Herumforschen weder Skrupel noch Grenzen kennen, lebt auch die Bedrohung durch die Killerorganismen wieder auf – und diesmal droht die tödliche Gefahrt direkt auf der Erde zu landen. Beim Dreh ging es genauso geheimniskrämerisch zu wie auf dem Forschungsraumschiff, aber eine Drehbuchversion geistert schon seit Monaten durchs Internet – sie verspricht Spannung und Action satt. Regisseur Jean-Pierre Jeunet ist überdies ein Garant für brilliante Optik.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast
Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller
„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns („Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Austin Powers USA 1997, R: Jay Roach, D: Mike Myers, Elisabeth Hurley
„Ein Film, in dem Pop-Papst Burt Bacharach seinen Hit „The Look of Love“am Flügel singt, während er durch Las Vegas fährt, kann nicht ganz schlecht sein. Im Gegenteil: „Austin Powers“ist eine unverschämt witzige und gelungene Parodie, ein Cocktail aus James Bond, Peter Sellers und Petula Clark. London in den „Swingin'Sixties“: Austin Powers ist der Popstar unter den Modefotografen und Geheimagent. Als sich sein böser Gegenspieler Dr. Evil einfrieren läßt, macht es Austin ihm nach – und landet in den völlig unverständlichen Neunzigern. Mit einer Assistentin, die seltsamerweise nicht gleich mit ihm ins Bett hüpfen will. Unglaublich! Natürlich ist so mancher Gag hemmungslos albern, aber wen stört's?“(V.Bleeck) Filmstudio, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt
„Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut: Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)
Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds
„Nicht von ungefähr findet sich die Warnung, man habe es mit dem „ultimativen Katastrophenfilm“zu tun, im Untertitel des ersten Filmabenteuers des im Fernsehen und Video längst zum Kulthelden avancierten Mr. Bean: Da, wo das von Rowan Atkinson gewohnt kongenial dargestellte Strichmännchen bei seinem Besuch der Vereingten Staaten hintritt, wird die Neue Welt in ihren Grundfesten erschüttert – zum Gaudium des komödienhungrigen Publikums, das von „Bean“ganz nach seinen Bedürfnissen bedient wird. Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) Ufa-Stern
Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald
Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle sehen? Allein all die unvermeindliche Humptata-Musik müßte eigentlich jeden halbwegs geschmacksicheren Kinogänger abschrecken. Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohlen-Bergwerks im britischen Yorkshire: Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht, und umso überraschender ist es, wenn nach dem Film ein großer Teil des Publikums leise Märsche vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen, und alle sich prächtig amüsiert haben. Die traditionsreiche Perle des proletarischen Gemeindelebens von Grimley ist die „Colliery Band“, geleitet vom strengen und ehrgeizigen Dirigenten Danny, der von Pete Postlewaite mit soviel Wärme, Witz und natürlicher Autorität gespielt wird, daß wir ihm am Schluß sogar seine wundersame Heilung vom Todkranken zum flammenden Redner in der Royal Albert Hall abnehmen. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als eine verschworene Gemeinschaft von skurillen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Gefühl und Humor zu halten. Uns berühren die Zukunftsängste und Ohnmachtsgefühle der Bergarbeiter, und doch lachen wir im nächsten Moment aus vollem Halse. (hip) Filmstudio
C
Cannes Rolle '97 Aus aller Welt 1997, R: Die besten Werbefutzis
Alle Jahre wieder die besten Werbespots der Welt. Vor einigen Jahren liefen noch Scharen in die extra organisierten Vorstellungen, jetzt ist die Cannes-Rolle schon Kino-business as usual. Cinema
Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln
„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) City, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
E
East Side Story Deutschland 1997, R: Dana Ranga
„Mit nackten Beinen kann man die Menschen nicht zum Sozialismus erziehen“sagt ein Funktionär streng zu einer tanzenden Schönen in einem Revuefilm aus der DDR und bringt damit das Dilemma des Unterhaltungsfilm im realen Sozialismus auf den Punkt. Den Ideologen war es gar nicht lieb, daß die proletarischen Massen lieber Frauen als Traktoren im Kino sahen, und dieser unüberwindliche Antagonismus macht die Kompilation von russischen, ostdeutschen, bulgarischen und tschechischen Musikfilmen so interessant. Sehr oft einigte man sich auf solche faulen Kompromisse, wie schöne Frauen in Latzhosen herumhüpfen zu lassen oder die Heuernte der Kolchose als heldenhafte Tanznummer zu choreographieren. Das wirkt heute meist unfreiwillig komisch, genauso wie die flotten Ostdeutschen, die in einer sächsische Version von „Hair“mit den langen Haaren wackeln oder das russische Aschenputtel, dessen märchenhafte Wunscherfüllung daraus besteht, daß sie ganz alleine die mechanischen Webstühle in einer Fabrik in Gang setzen kann. Sehr klug, gut recherchiert und mit Beispielen, die durchaus nicht alle fürchterlich sind, wird hier eine der absonderlichsten Nischen der Filmgeschichte vorgestellt. (hip) Kino 46
Eskiya – Der Bandit Türkei 1996, R: Yavuz Turgul, D: Sener Sen, Ugur Yücel / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein Film im türkischen Original mit deutschen Untertiteln ist nicht jedermanns Sache. Doch dieser türkische Krimi ist das „Wagnis“wert und eine ähnliche Entdeckung wie einst „El Mariachi“. Bandit Baran, nach 35 Jahren Haft entlassen, kommt nach Istanbul auf der Suche nach seiner großen Liebe und dem Freund, der ihn einst verriet. Doch die überfüllte Metropole verwirrt ihn. Cumali, ein kleiner Gauner, der sich für Al Capone hält, nimmt den Alten unter seine Fittiche. Mag die poetische Geschichte ab und zu in Kitsch abdriften, mögen die Pistolenschüsse eher wie Knallerbsen klingen - „Eskiya“ist eine Reise in eine andere Kultur, die sich lohnt, voller Witz und Charme.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern
F
Face Off – Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Gina Gershon /Originalfassung ohne Untertitel
siehe Im Körper des Feindes – Face Off City
Fletchers Visionen USA 1997, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart
„Was wie eine hübsche Parodie auf die amerikanische Obsession der Verschwörungstheorien beginnt, entwickelt sich unter der Regie von Routinier Donner zur Wiederverwertung hinlänglich bekannter Genremomente, vor allem jener Verfolgungsjagden, die er uns in der „Lethal Weapons“-Serie und in „Assassins“vorgeführt hat. So wird die Geschichte um einen New Yorker Taxifahrer, der überall Verschwörungen wittert und vieleicht gar nicht mal Unrecht hat, zunehmend banaler.“(tip) UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey
Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. (hip) Schauburg, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Passage (Del), Solitaire (Westerstede)
G
The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn
„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R:Peter Cattaneo, D:Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy
„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubrigen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol)
H
Hercules USA 1997, R: Ron Clemens
„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, Lichtspielhaus (Del), Wall & Ziegelhofkinos (Ol)
Hermaphrodites Speak! USA 1996
Dieser Dokumentarfilm entstand im August 1996, als sich weltweit erstmalig intersexuelle Menschen in den USA trafen. Sieben Betroffene sprechen über ihre geschlechtliche Zwangszuweisung als Kind, über ihr Leben heute und ihre Forderungen, diese Vorgehensweisen nicht länger zu tolerieren. Der Film zeigt eindringlich Gewalt, Sinnlosigkeit und Folgen angeblicher Lebensverbesserungshilfen, die Medizin und Gesellschaft an Hermaphroiden exerzieren.“(Kommunalkino) Kino 46
I
Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon
„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern.“(Bremer) City
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
K
Kissed Kanada 1997, R: Lynne Stopkewich, D: Molly Parker, Peter Outerbridge, Jay Brazeau
Bei dem Tabu der körperlichen Liebe zu Toten beginnt die Ekelschwelle schon bei der bloßen Erwähnung. Die Liebhaber von ekligen Horrorfilmen haben daher dieses Terrain bisher vollständig besetzt und dem kultivierten Filmfreund bleibt als einzige filmische Andeutung das grüne Leuchten von Kim Novak in Hitchcocks „Vertigo“. Eine schwierige Aufgabe hat sich die kanadische Regisseurin Lynne Stopkewich für ihren ersten Film gestellt: „Für mich lag die Herausforderung gerade darin, diese düstere Geschichte so zu erzählen, daß möglichst viele Leute den Film nicht als ekelhaft empfinden, nicht mal meine Eltern. Ich wollte, daß jeder diese nekrophile Sandra, dieses Monster, richtig gut leiden kann“, sagt die Regisseurin selbst. Und dies ist ihr auch gelungen mit diesem schwarzen, aber nie makaberen Kunstfilm, der weder spekulativ noch voyeuristisch über das erotische Verhältnis einer jungen Frau zum Tod erzählt. Nie hat man das Gefühl, es hier mit einer Perversen zu tun zu haben, statt dessen ist der Film romantisch, poetisch und in einigen Wendungen sogar komisch. (hip) Atlantis, City
Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon
„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer.“(Cinema) City
L
Love and Other Catastrophes Australien 1996, R: Emma-Kate Groghan, D: Matt Day, Alice Gardner / Originalfassung mit Untertiteln
„Für einen Apfel und ein Ei von einem Haufen Filmschul-Absolventen inszeniert, hat diese flotte und süße Universitäts-Komödie ein erfrischend zeitgemäßes Flair. Ausnahmsweise glaubt man den Schauspielern wirklich das Alter der Figuren, die sie spielen. Da ist nichts besonders Originelles an dem romantischen „Bäumchen wechsle dich“des Films, aber Groghan hat einen angenehmen, leichten Stil und ein geschicktes Auge dafür, was auf der Leinwand anziehend wirkt.“(Time Out) Kino 46
M
Mein Leben in Rosarot Frankreich/Belgien/Großbritannien 1997, R: Alain Berliner, D: Michele Laroque, Jean-Philippe Ecoffey
„Der erste lange Spielfilm des Belgiers Alain Berliner entwickelte sich in Cannes schnell zum Geheimtip. Die liebenswerte Geschichte des siebenjährigen Ludovic, der so gerne ein Mädchen wäre, eroberte die Herzen im Sturm. Der Film ist eine gelungene, wundersame Mischung aus Drama und Komödie mit Soap-Opera-Elementen (immer wieder flüchtet sich der Junge in eine Serien- und Barbiepuppen-Traumwelt). Spielerisch geht es um die Definition des Geschlechts, um Vorurteile gegenüber dem Anderssein, aber auch um Magie, Märchen und Hoffnung. Warum die Festlegung auf traditionelles Rollenverhalten, warum eigentlich immer Rosa für Mädchen und Blau für Jungen? Alain Berliner kriegt die Kurve zu einem optimistischen Ende, ohne den pädagogischen Holzhammer zu schwingen oder moralische Philosophien zum besten zu geben.“(Blickpunkt: Film) Cinema
Meisterdetektiv Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1996, R: Göran Carmbeck, D: Malte Forsberg, Josfin Arling
„Ohne Kalle Blomquist, die tapfere Eva Lotta und den mutigen Anders kommt der Kommissar in dem Mordfall Gren nicht weiter. Ganz zeitgemäß ist der mit Geheimschrift und Holzschwertern geführte Kampf zwischen der Weißen und der Roten Rose um den Talisman „Groß-Mummrich“nicht mehr. Die Verfilmung verhält sich mit zaghaften Modernisierungsversuchen zu dem 1951 geschriebenen Buch ein wenig zu unentschloßen. Aber die Geschichten von Astrid Lindgren sind einfach packend.“(tip) Schauburg
Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino
„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern
Meuterei auf der Bounty USA 1961, R: Lewis Milestone, D: Marlon Brando, Trevor Howard, Richard Harris
„Der anhaltende Erfolg von „Ben Hur“und die kassenträchtige Wiederaufführung von „Gone with the Wind“ermutigte Anfang der Sechziger Hollywood Produzenten, auch weiterhin in Großproduktionen zu investieren. Das dreistündige Remake des 1935 gedrehten Klassikers „Meuterei auf der Bounty“kostete 19 Million Dollar, zehnmal soviel wie das Original. Ein erkleckliches Sümmchen verschlang allein der detailgetreue Nachbau der echten Bounty, und die Dreharbeiten an Originalschauplätzen mit einigen tausend Statisten waren auch nicht billig. Marlon Brando, Trevor Howard und Richard Harris spielen die Hauptrollen, Lewis Milesstone übernahm die Regie von Carol Reed, der Brando als einen Nachfahren des anmaßenden Captain Bligh kennengelernt hatte und lieber stiften ging.“(taz) Filmstudio
Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou
„15 Jahre Vorbereitung, drei Jahre Drehzeit, sechs Monate Schneiden von 80 Kilometern Filmmaterial haben sich gelohnt: „Mikrokosmos“entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wespen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernymphen im Mondlicht schwirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmen, von der Argyronet-Wasserspinne, die ihre Beute in einer selbstgeschaffenen Luftblase verspeist. Mit seinen phantastischen Bildern, den hinreißend schönen Landschafts- und Himmelseinstellungen hat sich „Mikrokosmos“als ungewöhnlicher Kinohit erwiesen.“(Silke Schütze) Gondel
Mio – mein Mio Schweden/UdSSR 1987, R: Wladimir Grammatikow, D: Nicholas Pickard, Christian Bale
„Ein neunjähriger, unglücklicher Waisenjunge aus Stockholm, der sich einen Vater herbeisehnt, gerät auf einer wundersamen Reise in ein fantastisches Märchenland, in dem sein Vater König ist. In einem abenteuerlichen Kampf muß er sich gegen einen bösen Ritter durchsetzen und so die Traumidylle beschützen. Aufwendige Verfilmung eines Astrid-Lindgren-Buches als ereignisreiches Fantasy-Spektakel, das allzu vordergründiger Bebilderung verhaftet ist und die Bezüge zwischen Wirklichkeit und Fantasie zugunsten simpler Spruchweisheiten verschenkt.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel
Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins
„Wenn dieser Regisseur nur nicht so viel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen – antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis
O
One Night Stand USA 1997, R: Mike Figgis, D: Wesley Snipes, Nastassja Kinski, Robert Downey Jr.
„Was laut marktschreierischer Verleih-Werbung ein „brisanter Erotik-Thriller über die unkontrollierbare Macht sexuellen Verlangens“ist, entwickelt sich unter der einfühlsamen Regie von Mike Figgis („Leaving Las Vegas“), der auch wieder die Musik schrieb, zur glaubwürdigen Beschreibung einer Identitäts- und Ehekrise.“(Dorothee Lackner) UFA-Stern
Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry
Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) City, Casablanca (Ol)
P
Paradise Road USA 1997, R: Bruce Beresford, D: Glenn Close, Frances McDormand
„Im zweiten Weltkrieg landet eine Gruppe von schiffbrüchigen Europäerinnen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Dschungel vor Sumatra. Die Frauen raufen sich zusammen und gründen unter Lebensgefahr einen Chor, der mit der Zeit auch die Anerkennung der Japaner findet. Das alles kommt so harmlos leidensfähig daher (Glenn Close als vorsichtig hassende Dirigentin), daß man den Eindruck hat, ein aufwendiges Dschungel-Casting für die Heilsarmee mitzuerleben.“(tip) City
Projekt: Peacemaker USA 1997, R: Mimi Leder, D: George Clooney, Nicole Kidman
„Alle Besorgnis, mit dem Kollaps des Sowjetreichs kämen James Bond & Co. die natürlichsten Feinde abhanden, war müßig. Jetzt erst recht! sagt der Iwan und fletscht, zum Kapitalisten geläutert, als Repräsentant des neuen militärisch-mafiosen Komplexes die Zähne: Gebrauchsfertige Atombömbchen sind sein heißestes Angebot. Dem arg vermurksten Drehbuch und der Hektik der Kinoregie-Debütantin Mimi Leder hilft das nicht, und Nicole Kidmans Sensibilität ist ganz und gar verschwendet in einem Thriller, wo letzlich doch nur die Knallfeuerwerker das Sagen haben.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
R
Revue um Mitternacht DDR 1962, R: Gottfried Koditz, D: Manfred Klug, Christel Bodenstein
Eines der sozialistischen Musicals, die in dem Film „East Side Story“vorgestellt werden, zeigt das Kino 46 zur Ergänzung in ganzer Länge. Darin bemühen sich die Filmemacher, just die Probleme diese Genres zum Thema des Filmes zu machen: Vier sozialistische Kulturschaffende werden entführt und gezwungen, einen erfolgreichen Unterhaltungsfilm zu machen. Ein DEFA-Musical mit viel Ballett, Manfred Klug und zahmer Ironie. Der Arbeitstitel war übrigens mit „Keiner will's kalt“eine in den schlimmsten Zeiten des kalten Krieges schon gewagte Hommage an Billy Wilder. (hip) Kino 46
Der Ruhm meines Vaters Frankreich 1989, R: Yves Robert, D: Philippe Caubere, Nathalie Rouseel
„In französischen Schulen gehören die Kindheitserinnerungen des Schriftstellers und Filmemachers Marcel Pagnol zur Pflichtlektüre. Der Regisseur Yves Robert, zu Ruhm gelangt mit „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“, verfilmte Pagnols Roman „Eine Kindheit in der Provinz“in zwei Teilen. Darin ist der kleine Marcel aus Marseille in die karge Schönheit der provencialischen Hügel verliebt. Diese nahezu traumhafte Welt der Kindheit übersetzte Robert in berückende Bilder. Sie lassen die unbeschwerten Tage einer Kindheit in der Provence auf der Leinwand auferstehen und nähren die Sehnsucht, das Leben als Ereignis der Sinne und Gefühle noch einmal zu entdecken.“(taz) Kultursaal der Angestelltenkammer
S
Das Schloß meiner Mutter Frankreich 1990, R: Yves Robert, D: Philippe Caubere, Nathalie Rouseel
Kurzkritik siehe bei „Der Ruhm meines Vaters“Kultursaal der Angestelltenkammer
Schweinesand Deutschland 1997, R: Stephanie Grau, D: Mia Grau, Joa Ritter
„Fünf Freunde, eine Insel und ein Entführungsfall – diese Eckpfeiler reichen eigentlich schon, um Kinder für eine Geschichte zu interessieren. Das klingt ein bißchen nach Enid Blytons „Fünf Freunde“-Büchern oder Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist“. Stephanie Graus „Schweinesand“erinnert manchmal an diese Bücher. Die Geschichte ist spannend, wenn auch nicht grundsätzlich neu. Was den Film liebenswert macht, ist seine behutsame, auf anbiedernde Action-Sequenzen verzichtende Erzählweise und seine kindgerechte Perspektive.“(Hamburger Abendblatt) Kino 46, Casablanca (Ol)
Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore
„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Atelier, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal
„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis
Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt
„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten.“(TV-Spielfilm) Europa, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos
Spawn USA 1997, R: Mark Dipe, D: Michael Jai White, Martin Sheen
„Schlechte Spezialeffekte – wie in „Spawn“– erinnern an öde Videospiele. Dabei versprach die Story dieser Comic-Verfilmung spaßigen Trash: Nachdem ihn sein Boß buchstäblich zur Hölle geschickt hat, paktiert CIA-Killer Al Simmons mit dem Teufel. Beim Weltuntergang soll Al die Armee des Satans führen, bis dahin darf er als Zombie-Superheld Spawn (=“Ausgeburt“) ins Diesseits zurück. Den einfallslosen Höllenvisionen geht die Luft ebenso schnell aus wie dem aufgedunsenen „Clown“, einem Dämon, der Spawn mit leuchtenden Fürzen und albernen Witzen quält.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern
T
Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron
„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema
Topless Women Talk About Their Lives Neuseeland 1997, R: Harry Sinclair, D: Danielle Cormack, Willa O'Neal
„Sie leben in Auckland, Neuseeland, sie sind Mitte 20, und ihr Leben läuft in keinesfalls geordneten Bahnen. Mit der dem Gegenstand angemessenen Hysterie erzählt Harry Sinclair von den Irrungen und Wirrungen einer Gruppe von Freunden, die zwischen Hochzeit und Trennung, Affären und Schwangerschaften, Sex und Crime und allem, was man in diesem Alter sonst noch so mitmacht, nach dem Sinn des Lebens suchen. Und die sich naturgemäß immer weiter in den emotionalen Fallstricken des Schicksals verheddern, je stärker sie strampeln. Sinclairs Regiedebüt ist temporeich inszeniert, detailgetreu beobachtet und ausgesprochen frech.“(tip) Gondel
V
Verrückt Bleiben – Verliebt bleiben Deutschland 1997, R: Elfi Mikesch
„Elfi Mikeschs Film erzählt die Geschichte von Thorsten Ricardo Engelholz, einem 31jährigen „Verrückten“, der in einer Berliner Trabantenstadt aufgewachsen ist. Seine Kindheit verbrachte er in dunklen Kammern; wo sich andere Kinder bei ihren Eltern Süßigkeiten abholen gingen, holte er sich regelmäßig „Arschvoll“ab. Er landete im Kinderheim, später in der geschlossenen Psychiatrie. Sehr einfühlsam und zurückhaltend portraitiert Elfie Mikesch ihren Helden, der in seinem Aussehen ein wenig an DJ Motte erinnert. Der Film erzählt von den behinderten SchauspielerInnen des Theaters Thikwa, ihrem Alltag, ihrer Solidarität und ihren Wünschen; von den Bildern, die Engelholz malt und vor allem von dessen leidenschaftlicher Liebe zur U-Bahn, die er einem mit leuchtenden Augen erklärt.“(taz) Kino 46
W
Der Weihnachtsmann heißt Willi DDR 1969, R: Ingrid Reschke, Karsten Levke, Ronald Jacob
„Ein diebischer Nicolaus stielt zwei kleinen Jungen die auf dem Weihnachtsmarkt gewonnene Waschmaschine. Nach einer wilden Verfolgungsjagd kann ihn ein Zirkusclown doch noch übereden, ein ehrlicher Weihnachtsmann zu werden und die Kinder nicht in ihrem Glauben zu erschüttern. Liebevoll inszenierter und gradling erzählter Kinderfilm in der Tradition von Kästners „Emil und die Detektive“, der seine etwas zu dick aufgetragene Botschaft vom gesellschaftlichen Gemeinschaftsgefühl durch kindgerechten Humor und Spannung auflockert.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1962, R: Ole Hellbom, D: Kay Anderson
Fortsetzung der Astrid Lindgrens Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“und der Serie mit schwedischen Kinderfilmen, in denen das heitere und idyllische Leben von Kindern in einem kleinen Dorf beschrieben wird. Der einzige dramatische Konflikt des Films besteht darin, daß ein kleiner Junge mit einem lockeren Zahn Angst vor dem Zahnarzt hat. (hip) Atlantis
Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel
„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Gondel, Schauburg, Casablanca (Ol)
Y
Young Collection – Kurzfilme Bremen 1997
Veranstaltung des Bremer Filmbüros Kino 46
Z
2001 – Odyssee im Weltraum USA 1968, R: Stanley Kubrick, D: Keir Dullea
Endlich mal wieder auf der großen Leinwand: Die Space-Opera, ohne die es „Star Wars“, „Kampfstern Galactica“etc. gar nicht geben würde. Und die sie immer noch locker übertrifft. Die berauschenden Psychedelia-Effekte von Douglas Trumbull knallen jedenfalls besser als die aufgeblasenen Feuerwerks-Explosionen in den SF-Filmen neuerer Bauart. (hip) Gondel
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