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Italo-Gruftis gründen Partei

Veteranen der verblichenen Democrazia Cristiana und der Sozialistischen Partei wollen angesichts der Niederlage der Rechten einen „dritten Pol“ gründen  ■ Aus Rom Werner Raith

Die Auftritte hatten fast etwas Gespenstisches: Nur mühsam voranhumpelnd, manche nur noch am Arm jüngerer Zeitgenossen beweglich, Gesichter wie Faltengebirge und Stimmen, krächzend wie die der Uralten in Wildwestfilmen, so präsentierten sich die Geladenen zur Versammlung der „Zentristen“ in Rom. Vom früheren Haushaltsminister Cirinoi Pomicino, 65, über den Exoberbürgermeister Roms, Clelia Darida, 70, bis zum ehemaligen Parteisekretär der Democrazia Cristiana, Flaminio Piccoli, 81, schlurften an die 200 handverlesene Gäste in den Konferenzraum – vor allem, um einem zu lauschen: dem früheren Staatspräsidenten Francesco Cossiga, 69.

Der zog denn auch gleich vom Leder: Die massive Niederlage der Rechten bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag erfordere eine neue „dritte“ Kraft auf der politischen Bühne – und deren Führer wolle er, Cossiga, sein. Heftiger Applaus, soweit man das bei den schwächlichen Händchen der Erschienenen noch sagen konnte. „Berlusconi“, tönte Cossiga über den angeschlagenen Führer der Rechtsopposition, „ist fertig, am Ende, Schluß, aus, basta! Der Mann kann nicht mehr, macht nur noch Fehler, schenkt der Linken einen Sieg um den anderen.“ Deshalb seien die Veteranen der 1994 aufgelösten Democrazia Cristiana nun wieder gefragt. Und nicht nur die: Auch mancher aus der ebenfalls vor drei Jahren verschiedenen Sozialistischen Partei könne mitmachen.

So absurd die Versammlung aussah, so ernst nehmen die anderen Parteien den merkwürdigen Verein. Bereits seit einiger Zeit sind die teils von Gerichten wegen Korruption verurteilten, teils von ihrem vormaligen Parteivolk verlassenen Politiker reihenweise wiederaufgetaucht und machen sich in Talkshows und Zeitungsinterviews breit.

Daß Francesco Cossiga, der in seiner Zeit als Staatsoberhaupt wegen zahlreicher Amtsüberschreitungen und böser Ausfälle gegen nahezu alle anderen Politiker nur knapp an einem Amtsenthebungsverfahren vorbeigeschrammt ist, ein Comeback vorhatte, war bereits seit langem erkennbar. Doch daß er sich dabei ausgerechnet all die abgetakelten Christdemokraten und Sozialisten holen würde, erstaunt dann doch viele überrascht. Dennoch macht es Sinn.

Denn gerade diese schon auf immer untergegangen Geglaubten haben in letzter Zeit beim Wahlvolk wieder stark an Boden gewonnen. Die sogenannten moderaten Parteien der beiden heutigen Hauptgruppierungen – Volkspartei bei Mitte-Links und Christdemokraten sowie Christlich Unionierte im Rechtsbündnis – haben bei den Gemeinderatswahlen teilweise bis zu fünf Prozent zugelegt, und das dort, wo die Oldtimer der sogenannten Ersten Republik ausdrücklich Wahlempfehlungen ausgesprochen hatten. Die alte Klientel, so scheint es, kehrt zu ihren Vorleuten zurück.

Wie sich die neue Formation genau nennen wird, ist noch unbekannt. Angesichts einer Regierungskoalition namens „Olivenbaum“ allerdings, meinte Cossiga, könne man jeden beliebigen Namen nehmen – „meinetwegen auch ,Seepferdchen‘“.

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