Geburtshäuser in Angst

■ Nach Erhöhung des Hebammenlohnes tun sich die Krankenkassen schwer, auch die Betriebskosten in bisheriger Höhe zu übernehmen. Eine endgültige Entscheidung soll erst im Januar fallen

Die Kinderkrankenschwester Bettina Althöhn-Oberle, 30 Jahre, ist schwanger. Sie will ihr Kind aber „nicht in dem hochgekachelten Raum eines Krankenhauses“ zur Welt bringen, sondern „in der intimen Atmosphäre“ eines Geburthauses. Ob das ihre Krankenkasse bezahlt, wie noch vor ein einhalb Jahren beim ersten Kind, ist jedoch unklar. Deshalb bangen die fünf Berliner Geburtshäuser jetzt um ihre Existenz.

Gestern haben die Landesvertreter der verschiedenen Ersatzkassen nämlich nur vorläufig entschieden, die Betriebskosten der Geburtshäuser wie bisher zu übernehmen. Ein endgültiger Beschluß in dieser Frage soll jedoch erst im Januar fallen.

Gesetzlich steht Bettina die freie Wahl des Geburtsortes zu. Realistisch gewährleistet ist diese aber nur, wenn die Krankenkassen die nach der Entbindung fälligen Gebühren des Geburtshauses übernehmen. Zwar war die Betriebskostenübernahme auch bisher nicht vertraglich festgeschrieben, aber die Krankenkassen bezahlten in der Regel die Rechnung des Geburtshauses für die Betriebskosten und die Hebamme. Über die Weiterführung dieser Kulanzregelung diskutierten die Vertreter der verschiedenen Berliner Ersatzkassen gestern.

Denn mit der seit Oktober geltenden neuen Gebührenverordnung ist der Lohn der Hebammen in Geburtshäusern zwar erstmals bundesgesetzlich festgeschrieben, aber die Betriebskostenübernahme der Geburtshäuser ist damit weiterhin nicht vertraglich geregelt.

Bis die Vertreter der Spitzenverbände im Januar über ein bundesweit einheitliches Verfahren beraten, regeln die untergeordneten Landesverbände der Kassen, so das Ergebnis der gestrigen Beratungen, die Geburtskosten wie gehabt per Entscheidung im Einzelfall. So hatten im Oktober einige Kassen ihren Versicherten mitgeteilt, daß aufgrund der Erhöhung der Hebammengebühren die Erstattung der Geburtshauskosten in Zukunft entfalle.

Dadurch alarmiert, fürchten die Berliner Geburtshäuser, in denen jährlich etwa tausend Babys das Licht der Welt erblicken, um ihre Existenz. Katrin Zwanzig vom Geburtshaus am Arnimplatz befürchtet, daß die Frauen die Kosten von durchschnittlich 550 Mark für das Geburtshaus nun aus eigener Tasche zahlen müßten.

Laut Andreas Kniesche vom Verband der Angestelltenkrankenkasse stünden die Ersatzkassen den Geburtshäusern jedoch positiv gegenüber. Er geht davon aus, daß die Kosten der Geburtshäuser auch in Zukunft übernommen werden. Kirsten Küppers