Eine bittere Pille für die Hoechst-Aktionäre

Der Chemiekonzern wird dieses Jahr einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnen  ■ Aus Frankfurt am Main Klaus-Peter Klingelschmitt

Ausgerechnet das Flaggschiff der neuen Holding Hoechst AG ist beim ersten schweren Wetter fast auf Grund gelaufen. Hoechst Marion Rousell (HMR), die vermeintlich gewinnträchtige Pharma- Tochter der Hoechst AG, erwirtschaftete in den ersten neun Monaten diesen Jahres ein Betriebsergebnis von nur 1,331 Milliarden Mark. Das sind 678 Millionen Mark weniger als im Vergleichszeitraum 1996. Und was für HMR gilt, gilt für das gesamte Segment der Pharma- und Biotechnologie unter dem Dach der Hoechst AG: HMR, Behring Diagnostics, AgrEvo und Hoechst Russel Vet haben zusammen ein Betriebsergebnis erzielt, das mehr als 500 Millionen Mark unter dem Vorjahreswert liegt. Leicht zugelegt hat die GenTec-Abteilung AgrEvo. Ihr Betriebsergebnis wuchs von 275 Millionen Mark auf 380 Millionen Mark.

„Erschwerte Marktbedingungen“ und ein „verstärkter Wettbewerb weltweit“ seien für den Einbruch bei HMR verantwortlich, heißt es in einer ersten Erklärung der Hoechst AG. Und wegen der Umstrukturierungsmaßnahmen im Konzern könnten die Zahlen von heute mit denen aus 1996 auch nur bedingt verglichen werden. Auf vergleichbarer Basis, heißt es fast beschwörend, sei das Betriebsergebnis von HMR „nur“ um 220 Millionen Mark oder 13 Prozent zurückgegangen. Denn 1996 seien gerade bei HMR Sondererträge aus Verkäufen von Betriebsteilen in die Kassen geflossen. Ihren Teil zum schlechten Betriebsergebnis von HMR beigetragen hätten allerdings auch die Kostendämpfungsprogramme im Gesundheitswesen in Deutschland und in Japan. So sei etwa der Umsatz für das Allergiemittel „Seldane“ dramatisch gesunken.

Für das ganze Jahr 1997 prognostizierte der Vorstand denn auch für den gesamten Konzern – Töchter plus Holding – einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahr. Dafür trügen allerdings auch die 1996 eingegangenen Sondererträge durch Verkäufe die Verantwortung, rechtfertigte Hoechst das schwache Abschneiden. Auf die Bilanz für die ersten drei Quartale 1997 negativ ausgewirkt habe sich zudem vor allem der Kauf der Mehrheitsanteile an Roussel Uclaf. Der Kaufpreis von 5,4 Milliarden Mark habe die Schulden des Hoechst- Konzerns beträchtlich erhöht. Das Betriebsergebnis konzernweit sackte von 4,067 Milliarden Mark auf 2,886 Miliarden Mark ab. Der Umsatz werde sich dagegen auf Vorjahreshöhe stabilisieren. Der Vorstand glaubt, daß die Instabilität der Finanzmärkte in Asien und vielleicht auch bald in Südamerika keinen großen Einfluß mehr auf das Betriebsergebnis für 1997 ausüben können. Auf den Börsenkurs der Aktie der Hoechst AG haben die enttäuschenden Neunmonatszahlen allerdings schon Einfluß genommen: Der Kurs fiel um rund 6 Prozent.

Übrigens: Ordentlich entwickelt hat sich die Clariant AG, bei der es in den vergangenen Monaten zu diversen Störfällen kam. Der Umsatz stieg um 22 Prozent.