Minenfeld im Einkaufszentrum

■ Die von Medico und der taz gemeinsam organisierte Aktion „Räumt die Mine“ machte halt in Erlangen. Bisher Aktionen in über 70 Städten

Erlangen (taz) – Sie haben klangvolle Namen wie „Valmara 69“ oder „Schrapnell“, machmal heißen sie nur schlicht „M 59“ oder „PPM 2“. Sie kommen aus Italien, China, Frankreich oder Deutschland, liegen als Spring-, Tret-, Splitter- oder Richtungsminen millionenfach verstreut in über 60 Staaten der Welt und töten und verwunden dort Tag für Tag zwischen 600 und 1.200 Menschen. Jetzt liegen sie in der harmlosen Variante als Memory-Karte auf dem Pflaster der Fußgängerzone in Erlangen. „Räumt die Mine“ nennt Medico international das Spiel, mit dem die örtliche Gruppe der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) und Medizinstudenten der Fachschaftsinitiative „Kanüle“ die Bevölkerung der Universitätsstadt auf die Problematik der Landminen aufmerksam machen. Sie wollen sie zur Spende für Minenräumaktionen animieren.

Das 25 Quadratmeter große Memory-Feld liegt zwar mitten auf dem Fußgängerweg, doch nur wenige lassen sich an diesem eiskalten Novembertag in ihrem Einkaufsbummel stören. Leicht irritiert von den Warnschildern „Danger Mines“ hasten sie vorbei ins nächste Kaufhaus. Die wenigen, die stehenbleiben, sind ältere Menschen und vor allem Kinder, die sich auf die Suche nach den doppelten Minenkarten machen, um so das Feld zu räumen. „Warum nur die Minen wegräumen, räumen wir doch die Politiker auch gleich mit weg“, kommentiert eine Passantin das Spiel.

Klaus Melf von der örtlichen IPPNW-Gruppe war trotz der geringen Resonanz mit der Aktion „sehr zufrieden“. Es gab „keine einzige negative Reaktion“, und am Ende kamen immerhin 400 Mark zusammen. Sie bringen Medico und taz dem ehrgeizigen Ziel wieder ein Stück näher, mit der aktuellen Kampagne 300.000 Mark für die humanitäre Minenräumung zusammenzubringen. Bisher gab es in 70 Städten entsprechende Aktionen. Bernd Siegler