Jobsuche im Internet mit Digitalfotos für 930 Mark

Martin Hauser (Name von der Redaktion geändert) fühlte sich angesprochen, als er vor zwei Wochen eine Anzeige in der Berliner Morgenpost las: „Sie haben Interesse an Begleitservice und Personenschutz, Sie sind engagiert, spontan einsetzbar und fühlen sich diesen Aufgaben gewachsen?“ Der 28jährige hat ein abgebrochenes Physikstudium in Göttingen und eine abgebrochene Schauspielausbildung in Brüssel hinter sich und ist seit einem halben Jahr auf Jobsuche. Er rief bei der „International Manager Accompany Service“ mit Sitz in Hannover an und wurde prompt zu einem Vorstellungsgespräch in Berlin eingeladen.

Zusammen mit weiteren 15 Interessenten wurde er in einem über einen „Bürovermietservice“ angemieteten Raum von sieben „sehr freundlichen Mitarbeitern“ empfangen. Die Atmosphäre sei „sehr menschlich und angenehm“ gewesen. Ihm und den anderen wurde gesagt: „Wir haben Arbeit für Sie.“ Ziemlich schnell ging es dann zur Sache. Hauser wurde ein Vertrag unter die Nase gehalten, indem er sich zur Zahlung von 930 Mark für die Aufnahme von digitalen Farbfotos verpflichten sollte. Ihm wurde eine „weltweit abrufbare visualisierte Set-Card im Internet“ versprochen. In einer „Zusatzvereinbarung“ wurde Hauser informiert, daß „eine gewisse Anlaufzeit für die Vermittlung benötigt wird“.

Trotz dieser windigen Versprechen bezahlten viele Interessenten sofort bar oder per Scheck, erzählt Hauser. Auch er unterschrieb. Doch gleich am nächsten Tag holte er Informationen ein. Bei telefonischen Nachfragen in Hannover erfuhr er, daß die Verbraucherzentrale Niedersachsen seit längerem vor der Firma warnt, die gegenüber dem dortigen Ordnungsamt residiert und „keine festen Arbeitsplätze zu vergeben hat“. Zwei Tage nach Vertragsunterzeichnung bekam Hauser einen Anruf aus Hannover. Als er sagte, daß er kein Interesse mehr habe, wurde ihm entgegnet: „Da kommen jetzt aber Kosten auf Sie zu.“ Hauser erzählte von seinen Recherchen. „Dann wurde nicht mehr von Geld geredet“, so Hauser. Sollten doch noch Forderungen an ihn gestellt werden, will er Anzeige erstatten.wahn