Vorauseilender Wahnsinn

Natürlich sieht Willi Weber aus wie ein Zuhälter. So einer, der auch noch Gebrauchtwagen verkauft, früher mal mit Versicherungen, später mit Restposten gehandelt hat. Und „es“ dann irgendwann „geschafft“ hat und nun der neuen Es- Klasse angehört. Wenn er sich fotografieren läßt, ist Herr Weber immer gekämmt (naß, nach hinten, und zwar alle!), selten ohne Sonnenbrille und meist auf ein Auto gelehnt. Willi Weber ist der Manager von Michael Schumacher. Und ein veritabler Schmierlappen. Nun hatte er in vorauseilendem Wahnsinn einfach schon mal 100.000 Mützen mit dem Schriftzug „World Champion 1997“ besticken lassen.

Und das waren nach Schumachers Ritt ins Kiesfeld ziemlich genau 100.000 Mützen zuviel. Dem Arbeitgeber-Playboy Focus vertraute Weber nun jovial an, wie in solcher Situation zu verfahren ist: „Also habe ich 20 Arbeitslose vom Amt geholt, die den Faden von 1997 rausgezogen haben.“ Und World Champion, das stimme ja dann, „das war Michael ja schon zweimal“. Und nun seien die Mützen „alle verkauft“.

Soso. Wie aber konnte das gutgehen? Haben nicht „Arbeitslose vom Amt“ alkoholbedingt zittrige Hände? Und war nicht der Rückholfaden wahrscheinlich gar kreuzgestochen? Können Arbeitslose so was? Und warum sitzen dann immer noch fünf Millionen auf Amt und würdelos – könnte man nicht Webers Idee fortführen und altgediente Uniformen durch leichte Korrektur wieder tragbar machen? Statt NSDAP vielleicht AP, die lustige Nachrichtenagentur oder DP, Deutsche Post? Alle Djs könnten FDJ-Hemden auftragen, auch Tic-Tac-Kappen sind nunmehr denkbar, ohne Toe. Kann man ja alles machen. Man kann ja sogar „die leichten Kratzer wieder wegpolieren“, gemeint sind die an Schumachers Image. Willi Weber ist zweifellos ein Mann fürs Grobe, und die Arbeitslosen, das sagt auch die Gewerkschaft, sind wieder mal nach Strich und Faden verarscht worden. Kein Wunder, wenn die an der Nadel hängen. Benjamin v. Stuckrad-Barre