Weiße Flecken im Blatt

■ Redakteure im postmodernen Streik

Hübsch sah es aus, das Layout der Frankfurter Rundschau in den vergangenen zwei Tagen. Fotos waren auf Visitenkarten-Größe geschrumpft, um die Bilder herum blinkte mehrspaltiger Weißraum. Die neuen Formate seien eine Folge des Warnstreikaufrufs der Gewerkschaften, informierte der Verlag die Leser. Die aber stutzten: Fotos extra verkleinern, das macht doch eher mehr Arbeit?

So richtig streiken täte eigentlich auch niemand in der FR-Redaktion, hieß es dort denn auch auf Anfrage. Man hätte sich auf vorübergehend reduzierte Bildformate geeinigt, um den Streik nach außen zu dokumentieren. Echt postmodern: keine aufgebrachten Arbeitnehmer, keine wütenden Herausgeber. Statt dessen ein verändertes Layout.

Bei den Tarifparteien übrigens gab es gestern bis Redaktionsschluß noch keine Einigung. Die IG Medien und der Deutsche Journalistenverband (DJV) fordern für Redakteure drei Prozent mehr Gehalt beziehungsweise 199 Mark mehr im Monat. Die Arbeitgeber möchten das Weihnachtsgeld, die Alterssicherung und die Arbeitszeit verschlechtern. BD