Borttscheller anzeigen!

■ Ignatz Bubis diskutierte mit Jugendlichen über Kriminalität und Haß

Bremens Innensenator Ralf Borttscheller, Hamburgs Ex-Regent Voscherau und Niedersachsens Ministerpräsident Schröder gehören wegen ihrer demagogischen ausländerfeindlichen Stimmungsmache und der in diesem Zusammenhang verfälschenden Verwendung von Kriminalstatistiken angezeigt. Das sei, so Ignatz Bubis, in seinen Augen die angemessene Reaktion auf die einschlägigen Wortmeldungen der drei Politpopulisten in den letzten Monaten. Diesen konstruktiven Vorschlag machte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland anläßlich einer Podiumsdiskussion, zu der ihn die Ausländerbeauftragte Dagmar Lill und der in Gründung befindliche Jungverband Bremer MigrantInnen (jbm) eingeladen hatten. Doch war mit diesem juristischen Tip Bubis' Vorrat an guten Ideen mit Blick auf die aktuellen Debatten um Kriminalität und Gewalt unter ausländischen Jugendlichen weitgehend ausgeschöpft. Den etwa 100 ZuhörerInnen – darunter überwiegend türkische Jugendliche – in der gut besuchten Angestelltenkammer bot Bubis ansonsten wenig Neues.

Worin liegt Fremdenhaß begründet und wie ist ihm sinnvoll zu begegnen? – diese wiederholt an ihn herangetragene Frage beantwortete Bubis vor allem durch unpassende historische Verweise auf die Geschichte christlicher Gemeinschaften in Deutschland und dem Hinweis, daß Justiz und Medien in diesem Land im Prinzip gegen rechtspopulistische Stimmungen gefeit seien.

HugenottInnen und PolInnen hätten in der Vergangenheit bewiesen, daß die Integration in anders strukturierte Gesellschaften möglich sei. Man dürfe sich nur nicht, so Bubis an die Adresse der jmb-VertreterInnen, abschotten und müsse den Dialog suchen, um Vorurteile abzubauen.

Hinweise von Seiten des Publikums, daß die soziale Realität in der BRD aber so sei, daß sie Integration und rechtliche Gleichstellung systematisch verhindere – sie ist mit Blick auf TürkInnen politisch schlicht nicht gewollt – widersprach Bubis nicht. Doch glaube er, daß auf lange Sicht die Rechtsentwicklung im Sinne der momentan Ausgegrenzten verlaufe. Daher plädiere er auch für die doppelte Staatsbürgerschaft – womit er aber nicht einmal in seiner eigenen Partei (FDP) zum Zuge kommt. zott