■ Nachschlag
: Themenabend „Schlag Dein Tier“ im Meisencafé der Volksbühne

Man hört Äolsharfen zirpen, Vögel zwitschern, und Wolfgang Müller trägt als Conférencier der Show ein Lied über 51 Meisenarten vor. Überhaupt ist alles musikalisch an diesem Abend, bloß Talkgast Andreas Dorau singt nicht. Er sitzt einfach nur da in seinem sportlichen Pulli zum blondierten Haar und antwortet freundlich auf freundliche Fragen zum neuen deutschen Schlager, den Dorau gar nicht mag, weil nur Betrunkene solche Musik hören.

Andreas Dorau mit Welpen in der Hand Foto: Promo

Nein, er möchte auf keinen Fall als Promi einmal von Alfred Biolek zum Kochen eingeladen werden, weil man dessen devote Art weder brechen noch überbieten kann. Blixa Bargeld habe das zwar versucht und schwarzen Tintenfischreis gekocht, während er dabei irgendwas von dunklen Transformationsprozessen geschwafelt habe. Aber dafür habe ihn der Biolek noch mehr gemocht. Also hält sich Dorau im Roten Salon der Volksbühne zurück und zeigt Filme aus seiner Zeit an der Filmhochschule in München. Mal müssen Hunde gegen ihre Herrchen bei der Gameshow „Schlag Dein Tier“ antreten, mal erzählen sich Geißböcke und Wildschweine gegenseitig Herrenwitze. Dann wird zu alten Dorau-Videoclips mit dem Studiopublikum getanzt, und ein Bär gewinnt die Traumreise ins Waldschlößchen. Später rotieren Briefmarken in einem Kurzfilm auf einer Bastmatte und erzählen vom Weg der modernen Kunst in den Hitler-Staat. Superentspannt geht es zu, wenn der Techno-Sänger erzählt, daß er in Hamburg mit vielen Kindern in einem Haus wohnt, die von zu Hause weggelaufen sind. So ist das nun mal.

Der Abend ist den vielfältigen Formen der Liebe zu Tieren und leichten Liedern gewidmet, weil beides die Menschen berührt. Man sieht Dias von Pal Oskar, Islands Kandidaten beim letzten Grand Prix d'Eurovision, der sich in seinem Garten vor dem Rhabarberbeet rekelt. Für den dazugehörigen Videoclip trägt er Lederwäsche, dann kommt ein Dia, „als Überleitung“, das einen Jogger auf Grönland zeigt, daneben sein Hund. Von dieser Überleitung geht es mit lauter Überleitungen weiter, bis plötzlich der Besitzer des einzigen isländischen Penis-Museums auf einem Dia erscheint. Dorau nimmt diese fremde und seltsame Welt mit stillem Humor, die Müller in seinem Meisencafé regelmäßig sonntags vorführt. In zwei Wochen wird der Schweizer Hubert Bächle Burt-Bacharach-Songs zur Hammondorgel singen. Mal sehen, wie Wolfgang Müller dann die Überleitung nach Island kriegt. Harald Fricke