Warnstreiks und autonome Seminare

■ Demonstration gegen miserable Hochschulsituation. Präsidenten der Unis zeigen sich solidarisch. Autonome Vorlesungen an der FU

Motiviert durch die bundesweiten Studentenproteste rufen nun auch die Berliner Studierenden zu einer Demonstration auf. Unter dem Motto „...wir sind doch nicht blöd“ soll morgen gegen den zunehmenden Bildungs- und Sozialabbau demonstriert werden. Darauf haben sich Studenten der TU, FU, HU und HdK geeinigt und eine sogenannte Koordinierungsgruppe gegründet. Damit sollen Einzelaktionen der Unis vermieden werden, die nach den Erfahrungen von 1996 nur von geringer Wirkung waren.

Bereits heute beginnen an der FU die in der letzten Vollversammlung (VV) mehrheitlich beschlossenen Warnstreiks. „Es werden kurzfristig angesetzte autonome Vorlesungen angeboten, in denen über die aktuelle Situation diskutiert werden soll“, erklärte Mickey Zander, Asta-Mitglied der FU. Zur Besetzung oder Schließung von Gebäudekomplexen werde es nicht kommen, hieß es weiter. An HU und TU wird der Vorlesungsbetrieb heute noch ungestört fortgesetzt. Konkrete Entscheidungen wie etwa die Beteiligung am unbefristeten Vorlesungsboykott werden erst auf den morgigen Vollversammlungen gefällt. Die VV sollen auch dazu dienen, die StudentenInnen weiter zu mobilisieren. „Entscheidend ist, daß die politische Dimension klar wird und die Forderungen sich nicht ausschließlich auf das Geld beschränken“, sagte ein Mitglied des Astas der TU.

Unterstützung für die Studenten kommt inzwischen auch von den Präsidenten der Unis. TU-Präsident Ewers, der vor kurzem noch an der Abwicklung des Fachbereichs 2 beteiligt war, zeigte sich solidarisch. „Das ist die richtige Bewegung zur richtigen Zeit“, erklärte er und bedauerte, daß er nicht mit demonstrieren könne, weil er nicht in der Stadt sei. FU- Präsident Gerlach forderte, „daß die seit Jahren rücksichtslose Bildungspolitik nicht nur beredet, sondern auch korrigiert wird“. Es komme jetzt darauf an, „die Proteste an die richtigen Adressaten zu richten, damit kein inneruniversitärer Konflikt entsteht“, erklärte Gerlach weiter. HU-Präsident Meyer gab zu bedenken, daß ihm „noch die konkreten Berliner Ziele“ fehlten. Der Forderung nach der Kündigung der Hochschulrahmenverträge will er sich, ebenso wie seine beiden Kollegen, nicht anschließen: „Die geben uns doch eine gewisse Sicherheit“, sagte Meyer. Bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur hielt man sich zurück. Man warte die weitere Entwicklung noch ab, hieß es. Alexander Eschment

Protestmarsch: Start am Mittwoch, 15 Uhr, Ernst-Reuter-Platz, Abschlußkundgebung auf dem Wittenbergplatz in Schöneberg