Dunkle Geschäfte

■ Yamaichi stand schon einmal vor dem Konkurs. 7.500 Angestellten droht Entlassung

Befürchtet hatte es Manabu T. schon seit längerer Zeit. Der Vizedirektor der Yamaichi-Zweigstelle im Zentrum der Stadt Yokohama hatte bereits vor zwei Monaten einen Stellenvermittler für Bankangestellte aufgesucht und seine Bewerbung deponiert. „Niemand meldete sich bisher. Zu Neujahr werde ich arbeitslos sein, sagt der 39jährige Wertpapierhändler, der seit 17 Jahren für Yamaichi gearbeitet hat. So wie Manabu müssen rund 7.500 Angestellte des Finanzinstituts damit rechnen, im nächsten Jahr auf der Straße zu stehen.

Das sei erst der Beginn einer Entlassungswelle, schreibt eine Studie der Sanwa-Bank. Demnach sollen bis zum Jahre 2000 in diesem Sektor rund 320.000 Stellen abgebaut werden. Vom Abbau betroffen sind immer mehr Familienväter über 40 Jahre, die sich danach mit Temporärjobs oder der Sozialhilfe abfinden müssen.

Auch im Fall Yamaichi trifft es vor allem ältere Angestellte. Viele von ihnen halfen beim Wiederaufbau das Geldhauses, das bereits 1965 einmal vor dem Konkurs stand. Damals wurde das älteste Wertpapierhaus Nippons mit einem Sonderkredit der japanischen Notenbank in der Höhe von umgerechnet 390 Millionen Mark gerettet. Yamaichi war bis zu dieser Krise Japans größtes und nobelstes Wertpapierhaus. Erst danach stiegen die anderen bedeutenden Finanzinstitute wie Nomura, Nikko und Daiwa zu ihrer heutigen Größe auf.

Yamaichi erholte sich, war aber sechs Jahre später erneut in einen Skandal verwickelt. Angeblich soll das Haus besonders guten Klienten mit unsauberen Finanzierungen aus der Patsche geholfen haben. Seitdem wurde immer wieder gemunkelt, Yamaichi betreibe „Tobashi“-Deals. Dabei werden verlustbringende Aktienpakete von Kunde zu Kunde weitergereicht mit dem Versprechen, daß die Kursverluste vom Brokerhaus abgedeckt würden.

1993 schien das Haus dann tatsächlich über dem Berg zu sein. Japans Bankenaufsicht attestierte Yamaichi einen tadellosen Ruf. Im Juli 97 kam dann jedoch der nächste Schlag: Die Verwicklungen des Wertpapierhauses in Geschäfte mit japanischen Erpresserbanden wurden bekannt. Yamaichi hatte offenbar Schweigegelder an Sokaya-Gangster gezahlt, die damit drohen, negative Unternehmensinterna zu veröffentlichen oder die Aktionärsversammlungen zu stürmen. Jetzt beginnen sich auch andere Bankangestellte zu fragen, wie sehr ihre Arbeitgeber in solche Aktionen verwickelt sind. André Kunz