FHTW-Präsident Knigge unter Druck

■ Parlamentarier beraten über Prüfbericht zu Firmenverflechtungen

Seit wann wußte der Senat von dem profitablen Firmengeflecht des Präsidenten der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW), Rainer Knigge? Er vergab Anfang der 90er Jahre als Geschäftsführer der ITW – Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Aufträge an vier Firmen, an denen er zugleich als Gesellschafter beteiligt war.

Und wo versagten die Kontrollmechanismen? Diese und eine lange Liste weiterer Fragen von Grünen, PDS und CDU sollen heute im Arbeitsausschuß des Abgeordnetenhauses geklärt werden. Der Rechnungshof hatte Ende September einen über hundert Seiten starken Bericht über die Verschwendung von Steuergeldern durch Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften zwischen 1991 und 1994 vorgelegt.

Ein Kapitel widmet sich der ITW – Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (ITW- BQG), deren Geschäftsführer Knigge von 1991 bis zum Juni 1996 war. In dieser Eigenschaft vergab er Aufträge an vier Firmen, an denen er und ein weiterer Geschäftsführer der ITW-BQG als Gesellschafter beteiligt war, darunter die Concept GmbH. Diese Firma residierte unter Knigges Privatadresse, Geschäftsführerin war seine Ehefrau. Die vier Firmen erhielten von der ITW-BQG Aufträge im Wert von insgesamt 867.000 Mark. „Wenn die Vorgänge im Ausschuß nicht aufgeklärt werden können, erwägen wir, einen Untersuchungsausschuß zu beantragen“, erklärte gestern die bündnisgrüne Fraktionschefin Sybill Klotz.

Auch an der Fachhochschule gerät Knigge zunehmend unter Druck. In einer Sitzung des Akademischen Senats vor zwei Wochen baten DozentInnen den FHTW-Präsidenten um Beantwortung eines 12 Punkte umfassenden Fragenkatalogs zu seinem Firmengeflecht. Der AStA der FHTW hat Knigge aufgefordert, wegen der „dubiosen Geschäftspraktiken“ sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe niederzulegen.

In einem Brief an den AStA sieht sich Knigge „einer an Rufmord grenzenden Kampagne ausgesetzt“ und droht mit rechtlichen Mitteln, falls der AStA ehrenrührige Behauptungen über ihn verbreitet. Knigge war seit Oktober 1991 Gründungsprorektor für den Bereich Wirtschaftswissenschaften an der FHTW, seit Oktober 1994 ist er Präsident. Im nächsten Jahr will er erneut für das Amt kandidieren. Dorothee Winden