Pleite in Japan - Kurse purzeln

■ In Tokio fallen die Aktienpreise um über fünf Prozent, doch die japanische Regierung und US-Präsident Clinton verbreiten Optimismus

Berlin (rtr/AP/AFP) – Mit einem drastischen Kurseinbruch haben die Aktienmärkte in Fernost gestern auf den Zusammenbruch des viertgrößten japanischen Wertpapierhauses Yamaichi Securities reagiert. In Tokio gab der Nikkei-Börsen-Index gestern um 854,53 Punkte oder 5,11 Prozent nach und notierte bei 15.867,53 Punkten. Das war der zweitgrößte Kursrückgang in diesem Jahr.

Der Dollar konnte gegenüber der japanischen Währung an Wert zulegen und stieg auf 127,73 Yen, der höchste Stand seit fünf Jahren. Der japanische Finanzminister Hiroshi Mitsuzuka kündigte an, abgestimmte Hilfsmaßnahmen inklusive des Einsatzes öffentlicher Gelder für das Management der Krise bereitzustellen. Die Notenbank sagte Kredite zu, um Geldanleger abzusichern. Vor Yamaichi-Filialen versammelten sich Tausende empörte Anleger und forderten ihr Geld zurück.

In Seoul verzeichnete das Börsenbarometer CSI mit einem Verlust von 2,5 Prozent auf 439,59 den tiefsten Stand seit einem Jahrzehnt. Auch in Hongkong gaben die Aktienkurse nach. An der Wall Street fiel der Dow-Jones-Index schon am Montag um 113,15 Punkte auf 7.767,92, an der Franfurter Börse wurden die Aktien um 3,3 Prozent billiger.

Yamaichi hatte am Montag beschlossen, wegen mehr als drei Billionen Yen (41 Milliarden Mark) Gesamtschulden sein Geschäft einzustellen, das ist die größte Pleite in Japan seit dem Zweiten Weltkrieg.

Auf der Tagung des asiatisch- pazifischen Wirtschaftsforums im kanadischen Vancouver erklärte ein Sprecher des japanischen Finanzministeriums, Japan verfüge über genügend Geldreserven und Finanzstärke, um die Yamaichi- Krise zu überwinden und jede Instabilität zu vermeiden.

Auch US-Regierungsvertreter sagten in Vancouver, Japan brauche keine Hilfe von außen, um seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Der US- Vizeaußenminister und ehemalige Weltbankchefökonom Lawrence Summers sprach davon, daß die Wirtschaft Japans sehr stark sei und auf hohen Ersparnissen, geringer Arbeitslosigkeit und einer beeindruckenden Produktivität basiere. US-Präsident Bill Clinton meinte in Vancouver sogar, Japan könne dank seiner wirtschaftlichen Stärke die übrigen Länder der Region aus der Krise ziehen.

Experten gehen davon aus, daß Japan nun seinen extrem regulierten Finanzmarkt stärker öffnen werde. Die Bereitschaft der Regierung, das Wertpapierhaus in die Pleite gehen zu lassen, sei ein erstes Anzeichen für einen solchen Kurs, so Friederike Bosse vom Institut für Asienkunde in Hamburg. Bislang war es für Ausländer fast unmöglich, in Japan eine Firma zu kaufen.