Elektronika auf allen Ebenen

■ Adam F beim Dancefloor-Spektakel Drum Rhythm Night

Da wird die fleißige Event-Promotion-Abteilung der Firma Philip Morris eine kleine Träne verdrücken. Schließlich haben sie keine Rauchwaren im Programm, die sich umstandslos einem musikalischen Genre zuordnen ließen. Und auch wenn es fraglich ist, ob der moderne Selbstdreher Drum'n'Bass hört – subversiver als durch diverse Marlboro-Parties wird der Marketing-Aspekt der „Drum Rhythm Nights“definitiv transportiert. Hinzu kommt, daß die Veranstaltungsreihe, die in BeNeLux schon Tradition hat, Qualität zentriert. Dafür gibt es auf dem Tanzflur dieser Tage drei Möglichkeiten: Musik aus Bristol, Drum'n'Bass, französischer House.

Für das jetzige Event wurde aus letzteren zwei Welten eingekauft, wobei sich wieder einmal die Sinnfrage in bezug auf den Auftrittsort stellt. Natürlich will eine solche subventionierte Ballung über den Club hinauswachsen und drängt auf Bühnen. Rechtfertigung dafür ist Adam F (Foto), ein mit großen Plattenverträgen gesegneter Newcomer, von dem bislang nur zwei Stücke bekannt sind. Zudem hat er mit einer Biographie zu kämpfen, in der nicht nur verzeichnet ist, daß sein Vater Alvin Stardust heißt, sondern auch er selbst als Tour-Keyboarder von Moody Blues schon tief in die Mucker-Hölle geblickt hat. Seine Solo-Arbeit am Breakbeat, wo sich immer wieder kitschiges Jazz-Verständnis und Keyboard-Pathos einschleichen, zeugt davon. Aber manchmal kickt Adam auch minimal und effektiv. Dann erweist er sich der Unterstützung einiger untadeliger Produzenten würdig, die hauptsächlich aus Goldies Metalheadz-Familie stammen.

Die leicht zerfahrene Zusammensetzung in der Markthalle dürfte kaum die am selben Ort von Roni Size gesetzte Latte überspringen, doch die Ergänzungen geben dem Abend Halt. Denn im oberen Stockwerk residiert Etienne de Crecy, der Impresario der Pariser Nouvelle Vague du House und Verantwortlicher hinter dem „Superdiscount“-Sampler, der beweist, mit welch einfachen Mitteln House statt nach Schmiere nach Soul riechen kann – hier regieren warme Sounds und ein dezentes Spiel mit dem Offbeat. So verwandelt sich Kitsch in Schönheit. Holger in't Veld

Fr, 28. November, 20 Uhr,

Markthalle