Papua-Rebellen drohen Australien

■ Friedensbemühungen für die abtrünnige Kupferinsel Bougainville stehen auf wackeligen Beinen. Rebellenführer sind sich offenbar uneinig

Berlin (taz) – Der Führer der Rebellen auf der nach Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea strebenden Insel Bougainville hat den Friedenstruppen aus Australien und Neuseeland gedroht. „Ihre Sicherheit kann nicht garantiert werden“, sagte Francis Ona, Präsident der unabhängigen „Bougainville Interim Regierung“ und Oberkommandierender der „Bougainville Revolutionären Armee“, in einer der taz vorliegenden Erklärung. Die australischen Friedenstruppen seien ohne seine Zustimmung in Bougainville stationiert.

Australien sei nicht neutral, da es Papua-Neuguinea mit Waffen versorgt und dessen Truppen ausgebildet habe, so Ona. Auch Neuseeland hält er für nicht neutral, da neuseeländische Piloten für Papua-Neuguineas Luftwaffe Angriffe auf Bougainville geflogen hätten.

Dem fast zehnjährigen Krieg um die Unabhängigkeit der Insel Bougainville, dessen Ursache der Streit um eine der größten Kupferminen der Welt ist, sind über 10.000 Menschen zum Opfer gefallen. Im Oktober wurde in Neuseeland ein Waffenstillstand geschlossen, den eine 150 Mann starke unbewaffnete Friedenstruppe überwachen soll. Davon sind bereits 30 Soldaten aus Australien und Neuseeland vor Ort. An der Truppe wollen sich auch Fiji, Tonga und Vanuatu beteiligen. An den Friedensverhandlungen war Ona jedoch nie persönlich beteiligt.

Am Montag endete im australischen Cairns eine weitere Verhandlungsrunde, bei denen ein Treffen zwischen Ona und Papuas Premier Bill Skate vereinbart wurde. Die in Cairns vertretenen Parteien hatten sich auch für die Sicherheit der Friedenstruppe ausgesprochen, offenbar aber nicht in Absprache mit Ona. Zweifel an der Echtheit von Onas Erklärung räumte dieser inzwischen in einem Rundfunkinterview aus. Offensichtlich gibt es zwischen ihm und den Vertretern seiner Rebellenregierung in Cairns Meinungsverschiedenheiten über die Rolle Australiens und Neuseelands im Friedensprozeß. Einigkeit herrscht jedoch über die Forderung nach einer Abstimmung der 170.000 Bewohner Bougainvilles über die Unabhängigkeit der Insel. Sven Hansen